Nach endlosem und recht teurem warten hier auf Wassermacher-Ersatzteile, Ersatzanlasser und eine Reparatur des aktiven Radarreflektors (der nun endgültig kaputt repariert ist) war es höchste Zeit, zu verschwinden. Der Frust wurde noch größer, als wir erfahren, dass die Kapverden nun auf sind, aber ein PCR Test zur Einreise verlangt wird. Der darf vor Abfahrt nicht älter sein als 72 Stunden.
Das ist natürlich eine völlig sinnlose Aktion, am besten erklärt Herr Drosten, was sein Test (nicht) kann Quelle Interview in der Wirtschaftswoche 2014, Link: https://www.wiwo.de/technologie/forschung/virologe-drosten-im-gespraech-2014-der-koerper-wirdstaendig-von-viren-angegriffen/9903228.html).
Die wesentlichen Aussagen kurz:
Ja, aber die Methode ist so empfindlich, dass sie ein einzelnes Erbmolekül dieses Virus nachweisen kann. Wenn ein solcher Erreger zum Beispiel bei einer Krankenschwester mal eben einen Tag lang über die Nasenschleimhaut huscht, ohne dass sie erkrankt oder sonst irgend etwas davon bemerkt, dann ist sie plötzlich ein Mers-Fall.
– Wo zuvor Todkranke gemeldet wurden, sind nun plötzlich milde Fälle und Menschen, die eigentlich kerngesund sind, in der Meldestatistik enthalten. Auch so ließe sich die Explosion der Fallzahlen in Saudi-Arabien erklären. Dazu kommt, dass die Medien vor Ort die Sache unglaublich hoch gekocht haben.
usw. usw.

Gut, aber so sind nun mal die Regeln auf den Kapverden, nachdem die dort monatelang diskutiert haben, wie sie ihre Grenzen wieder öffnen wollen. (wir haben Erwin, den Freund eines Freundes als Kontaktperson vor Ort).
Wir fragen also im Büro der Marina, wo man hier diesen sinnlosen Test machen lassen kann. Die freundliche Dame schickt uns in ein privates Hospital. Alle sehr freundlich, sehr bemüht, nur beim Preis hört der Spaß auf: 250 Euro pro Person! Das machen wir sicher nicht!

Frustriert verschwinden wir also für einige Tage gen La Gomera. Allerdings wird es mit der Abfahrt um 4 Uhr nachts nichts, der Motor bekommt kein Kühlwasser! Wir vermuten die berühmte Plastiktüte im Einlass und spülen rück – nichts funktioniert. Also Impeller tauschen. Dabei entdeckt Bow noch einen Riss in einem Schlauch – den auch noch reparieren….Mit temperaturbeständigem Silikonband geht das glücklicherweise…
Immer noch nachts geht es dann 2,5 Stunden später los. Es sind ca 85 nm und der Wind ist leider schwächer als geplant. Da wir zuvor Ostwind hatten steht noch alter Schwell und zudem gibt es von der Küste rücklaufenden Schwell der zu recht chaotischen Wellenverhältnissen führt. Zusammen mit wenig Wind ist das keine gute Kombination. Der Kahn wackelt, die Segel stehen nicht, ausbaumen hilft nur teilweise. Und ntürlich fehlen die 2,5 Stunden Start-Verspätung abends. Wir ankern in der Dunkelheit. Wie schon bekannt schläft nachts der Seewind ein und das Boot legt sich quer in die kleinen Wellen, aber das ist maximal lästig.

Bow kommt auf die Idee, Quer in der Achterkabine zu schlafen. Das ist VIEL besser und so ist es erträglich.
Wir verlegen in die Bahia de la Negra, dort bringen wir gleich einen zweiten Anker aus, der das Boot in Richtung halten soll. Das funktioniert top und so bleibt es bei einem leichten Nicken des Bootes in den unvermeidlichen Wellen – wir sind ja mitten im Atlantik sozusagen. Wir beleiben einige Tage hier und genießen den einsamen Ankerplatz. Niemand weit und breit.

In der Bahia Negra

Mittlerweile haben sich deutsche Freunde in La Palma erkundigt, was die dämliche Testerei dort kosten soll und unsere spanischen Freunde Andrea und Pdero suchen in Teneriffa nach anderen Lösungen.
Beide melden bald Erfolg zurück: In Teneriffa geht es auch für 120 Euro pro Person, ein Schnelltest sogar für nur 40! In La Palma ähnliche Preise.
Wir beschließen, noch mal zurück nach Santa Cruz de Teneriffa zu fahren.

An der SE Küste von La Gomera mit Teneriffa und Teide im Hintergrund

Zunächst müssen wir aber auf die SE Seite von La Gomera verlegen, der Wind dreht auf SW und wir liegen auf der SW Seite. Wir fahren also zum Playa de Suarez und gehen dort so gut geschützt wie möglich in Strandnähe vor Anker. Wir warten, bis die heranziehende Kaltfront für stärkeren SW Wind zum zurücksegeln sorgt. Den ursprünglichen Plan, in der Front zu segeln und die Winddreher mitzunehmen und so nördlich von Teneriffa zu passieren verwerfen wir – mittlerweile sind in Böen 45 Knoten Wind angesagt….das ist zu viel, wenn es sich vermeiden lässt.

Gemütlich nach dem Frühstück ght es dann am 19.10. zurück. Wir sehen auf dem AIS die CIRCE in die gleiche Richtung fahren und rufen Robert, den Schweden. Er fährt zusammen mit der LAILA zurück nach Gran Canaria.
Plötzlich wird es lebendig im Funk, Tenerife Radio sendet ein Mayday Relay mit einer Position 18 Seemeilen weit weg von unserer Position. Schiffe in der Nähe werden aufgefordert, sich zu melden. Wir tun das, bekommen aber keine Antwort, Robert versucht es auch – nichts.
So wie es aussieht sind wir die einzigen „in der Nähe“…. Nähe heißt, wir brauchen unter Motor ca 3 Stunden zur Unfallstelle, ohne Schäden am eigenen Schiff zu riskieren. Segeln geht nicht, es ist gegen den Wind bzw. zu hoch am Wind.
Mit jeder Minute entfernen wir uns aber weiter und so rufen wir mit Nachdruck nochmals Tenerife Radio. Irgendwann klappt es mal und es gibt mit Frequenzwechseln hin und her ein ziemlich chaotische Funkerei. Tenerife Radio kann nicht klären beim MRCC, ob wir nun da hin sollen oder nicht. Ich sehe auf dem AIS den Rettungskreuzer aus dem Norden heran eilen und funke den direkt an, ob sie Hilfe benötigen. Der wird in 2 Stunden da sein, wir eine Stunde später.
Mittlerweile ist ziemlich klar, es ist ein Flüchlingsboot das im Wasser treiben soll. Der Rettungskreuzer antwortet uns, im Moment braucht er keine Unterstützung, wir sollen aber auf Standby hörbereit bleiben. Ich denke, Hilfe wäre auch nur sinnvoll, wenn Suchstreifen abzufahren wären….

Ich kläre Tenerife Radio über den Stand der Dinge auf, die haben nichts mitgekriegt…
Wir fahren weiter und später sehen wir auf dem AIS, dass der Rettungskreuzer schon wieder zurück kommt. Suche und Bergung haben anscheinend reibungslos geklappt.

Der Wind dreht hier südlich Teneriffa mehr achterlich und wir baumen die Genua aus und setzen das Groß mit einem Bullenstander fest. In rauschender Fahrt geht es mit bis zu 9 Knoten im Schmetterling dahin. Die See ist fast völlig glatt (kein Ahnung wie das möglich ist) und das Schiff rauscht dahin. (siehe oben)
Der Wind dreht an der SE Ecke mit und wir hoffen, so bis Santa Cruz durchzurauschen. Der Traum ist auf einigen 100 Metern rasch beendet. Der Wind geht von über 20 Knoten auf 2 Knoten zurück! Weg, verschwunden…. Also doch mit Motor nach Santa Cruz hoch, lästige 3,5 Stunden, wenigstens Welle von achtern und nicht gegenan.
Wir wollen ja weiter Richtung Kapverden – die sind seit 12.10. wieder geöffnet.

Wir haben unsere spanischen Freunde Andrea und Pedro gebeten, sich nach Testmöglichkeiten umzusehen.
Pedro nimmt sich Zeit und fährt mit uns zunächst zu einem Ärztezentrum: Wir brauchen eine Verschreibung, dass wir einen Test machen lassen dürfen. Wir warten 15 Minuten, ich erkläre dem Arzt wozu und was und in 60 Sekunden habe ich meinen Zettel in der Hand, bei Bow geht es noch schneller, die muss ja nichts mehr erklären. Kostet pro Nase 15.- Euro – leicht und schnell verdientes Geld.
Danach geht s zum Testen. Das Labor hat aber schon zu und wir gehen am nächsten Morgen selbst hin, es ist eh in der Nähe des Hafens.
Aha, Corona Tests erst um 11.30 Uhr – Zeit zum Einkaufen. Wir haben die Auswahl zwischen 3 veschiedenen Tests, ich wähle den „Schnelltest“, der am billigten ist. Das ist ein Bluttest, das Ergebnis kommt nach einer Stunde und kann im Internet eingesehen und herunter geladen werden.
Upps, das war nichts. Es ist ein Nachweistest für Immunglobuline. Ist zwar auch negativ, aber das nützt gar nichts.
Am nächsten Tag noch mal hin, wenigtens brauchen wir nicht noch mal eine Verschreibung, jetzt wirklich ein PCR Test. Es geht nur in der Nase, warum auch immer. Die Entnahme ist nicht so unangenehm wie befürchtet, ich habe ihm aber auch zuvor erklärt, dass ich leicht Nasenbluten bekomme und er war vorsichtig. Bei Bow ist es ebenso. Es kitzelt nur wie verrückt.
Den Nachmittag verbringen wir damit, das Boot von Rewa, dem jungen Franzosen, mit Kiwigrip zu versehen. Der ist superhappy, dass wir ihm helfen.
Der braucht nun noch seine Plexiglasscheiben, um seinen Aufbau fertig zu bekommen. Philippe hat aber „keine Lust“, ein paar Minuten in das Taxi zu sitzen und ihm zu helfen – obwohl auch eine Scheibe für Philippe dabei ist. So kann man auch seinen Kredit verspielen…..

Wir harren nun der Ergebnisse. Die kommen nach 12 Stunden mitten in der Nacht – negativ, es kann also losgehen.