Nach einigen entspannten Tagen in der Baie Anaho auf Nuku Hiva fahren wir in einem Nachtschlag nach Hiva Oa. Die 100nm Meilen hart am Wind sind zum Vergessen und zuletzt müssen wie noch 3 Stunden lang die Maschine nehmen, um gegen Wind und Strom anzukommen. Wir hatten uns verspekuliert, als wir aufkreuzen wollten, war der Wind weg. 7 Knoten sind dann definitiv zu wenig. Wir wollen ja nicht noch eine Nacht draußen verbringen….
Als Ziel haben wir uns die Baie Hanamenu ausgesucht an der NW Ecke der Insel Hiva Oa. Die Einfahrt sieht nicht sehr einladend aus, es kachelt die Küste entlang und dummerweise dreht der Wind mit um die Ecke in die Bucht rein, der Schwell hält sich in Grenzen.
Wir ankern in reichlich Abstand zum Strand bei 20 Kn auflandigem Wind. Laut Führer ist die Bucht unbewohnt, was schon von der Ferne Quatsch ist. Zumindest war sie mal bewohnt, und nachdem später Rauch aufsteigt ist es klar, da ist jemand.
Wir ruhen uns etwas aus und fahren gegen später an den Strand. Erste Aufgabe ist, heil an Land zu komme. Bei dem einlaufenden Grundschwell gar nicht einfach. Wir loten mit dem Dinghi-Anker die Tiefe vor der Zone, wo sich die Roller am Strand brechen, keine Chance, viel zu tief. Hier kommen wir heil nur schwimmend an Land. Wir fahren zuerst dann zur Ostseite des Strandes, wo ein größeres Bächlein mündet. Jeder Bach führt Sediment mit und da müsste es flacher sein. Ist es auch, es hat aber komische Querströmungen und so fahren wir auf die Westseite, wo ein kleinerer Bach ins Meer fließt. Hier sieht es okay aus und wir warten eine Welle ab und fahren dann Vollgas an den Strand, hechten aus dem Dinghi und ziehen es ruckzuck den Strand hinauf. Dieses Mal hat es geklappt! Man muss extrem aufpassen, denn ein Unfall muss auf jeden Fall vermieden werden am Ende der Welt hier……
Wir laufen hinter den Strand, wow, super gepflegt alles! Kein Laub auf dem Boden, alles mit dem Rechen durchgezogen…. Wir gehen auf dem kleinen Weg weiter, sehen aber niemanden. Dafür bellen weiter hinten zwei Hunde wie verrückt los, Dobermann-Mischlinge, glücklicherweise angebunden!
Wir drehen um und eine Frau begrüßt uns sehr freundlich, kurz danach kommt der Mann dazu. Die beiden animieren uns, in der Quelle zu baden, ein Paradies! Kaltes Wasser in den Tropen, echter Luxus!!
Wir wollen Obst kaufen, aber die beiden wollen nichts verkaufen, sondern tauschen. Wir haben im Angebot Shampoo, Zahmpasta, und der Chef ist scharf auf ein Seil.
Die beiden laden uns zum Mittagessen ein, Bio-Wildschwein in Salz eingelegt in selbstgemachter Kokosnuss-Sauce.. Wir kommen gerne zum Essen um 13.30 Uhr wieder.
Die beiden sind Topua und Jose, total liebenswerte Poynesier. Wir kommen wie vereinbart zum Essen, das ist superlecker, zum Nachtisch gibt es Mangos, in einer Qualität, wo man in Stuttgart locker 10 Euro das Stück bezahlt. Die liegen hier im Wald herum….
Wir tauschen 2 Shampoo, ein Haartreatment, 2 Zahnpasta und ein altes 60m Bergseil (danke Andi) gegen eine Monsterstaude Bananen, 10 Mangos, 5 Advocados und ein Kilo Zitronen sowie 6 Pampelmusen. Das Seil legt Jose gar nicht mehr aus der Hand, er ist glücklich!
Jose zeigt uns seine Schnitzereien, Handarbeit vom Feinsten! Wir vereinbaren gegen 16.30 Uhr ein Boule-Match, denn Jose behauptet, immer zu gewinnen. Mal sehen! Wir verschwinden zur Siesta aufs Schiff. Mittlerweile ist eine weitere Yacht eingelaufen, die liegen wesentlich näher am Strand, es ist auch viel ruhiger jetzt. Es ist ein junges französisches Paar, Luc und seine Frau mit ihrer Katze. Die beiden sind schon zwei Jahre hier in FP aber zum ersten Mal hier in Hanamenu.
Kurz nachdem wir das Boule-Match begonnen haben kommen die beiden zur Verstärkung. Leider hatte Jose recht, er gewinnt IMMER!
Am nächsten Tag fahren wir gegen 8 Uhr an Land, wir wollen ein wenig wandern und Jose fragen, ob er uns eine Getränkehalterung aus seinem Holz mit ein paar Verzierungen machen kann. Jose ist mit Luc beim Jagen von wilden Ziegen und Wildschweinen.
Wir laufen eine gute Stunde auf Pfadspuren zunächst vorbei an uralten Relikten früherer Siedlungen in den Urwald. Zuerst ist es sehr abwechslungsreich mit wahrhaft riesigen Mangobäumen, dann wird es recht eintönig und die Wegspuren verlieren sich. Wir drehen um und sind gegen 10.30 Uhr zurück. Am Haus wird gerade der Fang zerlegt, ein Wildschwein und eine Ziege. Alles Bio! Wir bekommen dank Gegenwehr nur ein Kilo Ziegenfleisch mit aufs Boot und werden wieder zum Essen eingeladen.
Wir machen Pause auf dem Boot und fahren zum Essen zurück an den Strand. Dieses mal ist es echt grenzwertig, es hat auflandigen Wind, Flut und entsprechende Wellen. Wir schmeißen unser Dinghi zwar nicht um, aber 100l Wasser ins Dinghi schaffen wir dieses mal. So lässt sich das Dinghi natürlich nicht mehr den Strand hochziehen und wir müssen es erst mal leer schöpfen.
Zum Mittagessen gibt es gegrilltes Bio-Wildschwein in Sauce mit Reis und Mango. Lecker!
Mit Baden wird es gerade nichts mehr, denn ein Trupp der französisches Armee ist hier eingefallen und belegt nach 9 stündigem Marsch das Becken. Die Jungs sahen teilweise ziemlich fertig aus in der Hitze hier.
Jose braucht eine Stichsäge für unsere Halterung und wir leihen ihm unsere. Also wieder zurück aufs Boot, der Start war wieder eine echte Herausforderung….., und gleich mit der Stichsäge wieder zurück. Super wasserdicht verpackt natürlich und schwimmfähig im Notfall.
Dieses Mal gibt es nur 20 l Wasser ins Dinghi.
Wir laden uns zum Kaffee ein, denn wir haben außer Stichsäge und einer Großpackung wasserfestem Holzleim Milch und eine riesige Dose Gebäck mitgebracht.
Nach dem Kaffee lassen wir die beiden in Ruhe, Topua sieht müde aus und Jose ist mit Schnitzen beschäftigt. In drei Tagen ist eine Ausstellung lokaler Künstler im Hauptort Atuona, wo er eingeladen ist. Da werden wir die beiden wieder treffen, denn da wollen wir morgen schon hin.
Wie sind einige Tage hier in Atuona, wollen einiges in D organisieren und uns um unsere Ankerwinde kümmern, die schon wieder nicht tut. Wie müssen im Minihafen hier in Atuona noch mal Anker auf gehen, geht nur von Hand mit der Winde (Notbetrieb), danei rutsche ich ab und meine Gleitsichtbrille fliegt ins Wasser. Eigentlich will ich hinterher springen und versuchen sie zu retten, aber das Hafenbecken soll mit Hammerhaien verseucht sein und die Einheimischen sowie der nautische Führer raten dringend vom Baden hier ab…. So versinkt das gute Stück im trüben Wasser. Nicht soooo dramatisch, es gibt ja noch die Ersatzbrille.
Leider überlebt die nur 24 Stunden, denn ich fliege (zum ersten Mal) unfreiwillig vom seitlich am Schiff hängenden Dinghi ins Wasser und schwupp ist die Brille da wo die andere ist, auf dem Grund des Hafenbeckens. Jetzt wird es doch langsam eng mit den Brillen, in Tahiti werden wir wohl eine machen lassen müssen.
Wir nehmen einen Mietwagen und machen eine Rundfahrt über die Insel. Lohnt sich nicht.
Unsere Anjerwinde zerlegen wir mit Hilfe von Serge, unserem französischen Nachbarn noch mal. Er findet den Fehler, die Kohlen sind im Schacht verklemmt. So kann ein Elektromotor nicht funktionieren! Alles wird wieder zusammengebaut und siehe da: Wie neu! Hoffentlich hält es …..
Jetzt steht unserem Abflug hier nichts mehr im Weg.
Nachmittags kommen Tara Lee und Chris, zwei Amis herüber und wir haben einen unterhaltsamen Nachmittag. Schade dass es die zwei eilig haben, sonst wären wir ein Stück zusammen gefahren, aber sie dürfen nur 90 Tage hier bleiben – wegen Corona. Normalerweise viel länger. Was das mit Corona zu tun hat, wenn sie schon mal da sind, ist einem normal denkenden Menschen leider nicht zugänglich, da muss man wohl Politiker sein…