Eigentlich wollten wir nachts noch vor dem Dorf im Raroia-Atoll liegen und morgens gemütlich bei slack durch den Pass hinaus in den Pazifik. Daraus wurde es nichts. Anhaltender Starkwind und Böen bis 25 Knoten und ein Fetch von mindestens 8nm lässt eine derartige Welle entstehen, dass es anfängt gefährlich zu werden. Bei Tobias reißt die Ankerwinsch-Entlastungleine….. Die Schiffe tanzen wild in den Wellen. Das Dinghi können wir schon nicht mehr wie üblich achtern an Bord holen, zu gefährlich. Der eigentlich geplante Landgang – illusorisch, zumal wir dicht am Riff auf Legerwall liegen.

Also weg hier. Tobias mit seiner MAYA geht zuerst Anker auf. Ich hatte ihm eine Schleppleine von unserem Schiff angeboten, damit es ihn beim Anker auf gehen nicht gegen das Riff treibt. Mit seiner manuellen Ankerwinde und allein ist es unter den Bedingungen sehr sehr schwierig. Sobald der Anker nicht mehr hält treibt es ihn in Richtung Riff….. Ich beobachte die Szene, das Schiff nimmt Fahrt auf Richtung Riff, ich schreie noch hinüber „geb rückwärts“, da scheppert es anscheinend schon. Eine kurze Riffberührung, glücklicherweise ohne größere Folgen. Die MAYA ist eine ältere Najad 35, richtig stabil gebaut.

Bei uns geht alles glatt und in stockfinsterer Nacht nähern wir uns dem Pass. Wir haben vom Reinfahren ja die Trackaufzeichnung im System, so ist es von der Navigation her sicher. Aber wir haben einlaufendes Wasser und müssen zuerst mal schauen, ob wir raus kommen. Am AIS sieht man, dass es die MAYA, die voraus fährt, ganz schön hin und her schleudert, aber wir kommen beide ungeschoren und letztlich ohne große Probleme hinaus.
Wir wollen bei dem Wind schräg von achtern nur die Genua setzen – schwupp ist der Wind weg. Die Welle natürlich nicht und so gibt es ein übles Geschaukele in der regnerischen Nacht. Wir setzen das Groß dazu, baumen die Genua aus und entschließen uns dann, statt nördlich nun südlich um das Taenga-Atoll herum zu fahren. Bei Halbwind läuft das Boot bei wenig Wind wesentlich besser.
Leider wird das auch nichts, denn der Wind verzieht sich vollends. MAYA lässt sich treiben, wir nehmen alle Segel runter und motoren.
Keine 10 Minuten später fängt es an, wie irr aus SE zu blasen. Es hat öfters über 25 Knoten und wir sind zu faul, im Regen das Groß zu setzen. Auch nur unter Genua geht es mit 6 bis 7 Knoten flott voran. Es regnet, es hat wirklich üblen Schwell – Zeit zu schlafen. Alle 45 Minuten eine kurze Kontrolle.
Taenga pssieren wir südlich in nur 2nm Abstand. Hört sich viel an, aber da es nicht sicher ist, ob die (elektronischen) Seekarten stimmen, ist Vorsicht angesagt. Die Südseiten der Atolle bestehen in der Regel aus versunkenen Riffen, auf denn sich Brecher bilden. Eine nächtliche Annäherung kann nicht bemerkt werden. Wenn man es merkt, ist es zu spät…..
Wir haben uns deshalb bereits angewöhnt, die Position der Atolle mit dem Radar zu überprüfen. Übungshalber machen wir das auch tagsüber.
Die Inseln der Atolle selbst erzeugen bei 1 bis 2 m Höhe kaum einen Radarschatten, aber die Palmen darauf. Ab 5nm funktioniert das (mit unserem Broadband-Radar) recht zuverlässig. Alles passt, Taenga ist da, wo es sein soll.

Nochmal schlafen und wir nähern uns morgens bereits Makemo. Makemo ist eines der größeren Atolle, 50nm (92km) lang und 15nm breit ungefähr. Das ist ganz schön groß….
9.54 Uhr soll Hochwasser Slack sein, wir sind eine Stunde zu früh dran. Hm. Wir müssten eigentlich noch einlaufendes Wasser haben, allerdings vermute ich, dass die Lagune durch den starken SE Wind so viel Wasser über das Südriff bekommt, dass es hier im Norden wieder heraus läuft. Trotz steigendem Wasser. Und so ist es auch. Wir haben Gegenstrom trotz Flut von gut 2 Knoten. Vorsichtshalber habe ich noch mit dem Fernglas kontrolliert, ob es irgendwo verdächtige Wellen oder Strömungen gibt.
Die Einfahrt ist ein Schiffspass, wo auch das Versorgungsschiff reinfährt, trotzdem ist es sehr beeindruckend, zumal wir 25 Knoten Wind in heftigen Squalls haben. Zwischen den Riffen ist nicht sooo wahnsinnig viel Platz….
Wir nehmen den weiteren Weg zum Ankerplatz, der wesentlich sicherer ist als eine Durchfahrt zwischen zwei Riffen, es regnet wir verrückt. Und es bläst. Der Fetch über die Lagune ist um die 10 nm, entsprechende Wellen hat es beim Ankermanöver. Das erste geht schief, es bläst uns zu nahe an eine Französin (die wir schon aus Fatu Hiva kennen), also noch einmal.
Beim zweiten Mal klappt alles, Anker runter, bei 7m Wassertiefe 35 m Kette raus und abwarten, bis der Anker greift. „Floating chain“ fällt aus, der Aufenthalt auf dem Vorschiff ist auch so grenzwertig.

Nachmittags kommt die MAYA und ankert neben uns. Zwei Tage sind wir hier ordentlich „eingeweht“, es hat Schwell und endloses Geschaukele. Dann wird es endlich weniger und wir gehen an Land.
Eine Polynesierin zeigt uns das Dorf bzw. die Bäckerei und den Supermarkt. Es gibt einen Geldautomaten, wo man sich wieder Bargeld beschaffen kann. Ansonsten ist das Dorf nicht besonders. Makemo ist eigentlich ein Hotspot – es hat gerade mal 5 Boote hier, im Moment noch 3!

Wir sehen die Einfahrt in die Lagune bei Ebbe , bei ablaufendem Wasser (siehe Bild oben) – wer da rein kommt in das ablaufende Wasser hat verloren… Draußen stehende Wellen, wo der mindestens 8 Knoten schnelle Strom gegen das „stehende“ Meerwasser aufläuft-da will man nicht sein.

Der Wind soll abflauen und auf Nord drehen, so dass wir an der Nordseite der Lagune perfekt liegen werden. Morgen geht es zum Ankerplatz, 20nm von hier.