Wir bleiben einige Tage in Rangiroa und warten auf ein passendes Wetterfenster nach Fakarava. Die ISIS bittet uns, „möglichst viel“ Gemüse mitzubringen, da es in Fakarava nichts geben würde. Wir packen also unseren Kühlschrank randvoll und starten. Einer der entspanntesten Segeltrips ever, gemütlicher Halbwindkurs, 13 Knoten Wind, wenig Schwell und in der Abdeckung anderer Atolle auch mal fast kein Schwell. Früh morgens um 6.30 Uhr ankern wir vor Roroava im Fakararava Atoll und schicken der ISIS gleich eine Mitteilung, dass der Gemüse-Lieferdienst da ist.

Wir frühstücken und schlafen noch mal zwei Stunden. Dann schleppen wir die Genua zum Fakarava Yacht Service zum Nähen. Das wird leider nichts, die Segelnähmaschine dort schafft die Mehrfachlagen Segeltuch nicht – wir müssen es von Hand machen. Der Chef erklärt uns wie es geht….

Zurück zum Boot sehen wir die ISIS hinter unserem Boot passieren. Offensichtlich brauchen sie ihr Gemüse nicht mehr, heute morgen war das Versorgungsschiff da. Wir haben nun kiloweise Gemüse im Kühlschrank…. Ich bin maximal angefressen, auf solche Segelkameraden kann man glatt verzichten. Die Ausreden der ISIS sind erbärmlich, schließlich hatte er mehrere Stunden Zeit, seinen Krempel abzuholen und ich hatte ihm auch noch geschrieben, wo wir liegen. Mit Sicherheit fahren wir NICHT zusammen nach Fidschi, was die ISIS gerne hätte….!

An Bord beginnen wir dann mit der Reparatur der Genua. Für jeden Stich zuerst ein Loch mit der Bohrmaschine, dann mit Gewalt Nadel und Faden durch. Nach 4 Stunden ist es erledigt. Noch ein Streifen Segeltuch als UV Schutz aufgeklebt, fertig!

Segelreparatur

Mit der WOLO verabreden wir uns dann im Kauehi Atoll, dort wollen wir Silvester zusammen feiern.

Die paar Meilen dorthin (ca. 45 insgesamt) sind gleich erledigt, leider ist der Wind etwas dürftig.

Die WOLOs trudeln auch noch ein. Wir erkunden zusammen das Dorf, die Bevölkerung ist aufgeschlossen und freundlich und außer dem Typ im Erste-Hilfe Zentrum hat keiner eine Maske auf. Einkaufen ohne, eine Wohltat! Keine Panik und keine Paranoia, herrlich.

An Neujahr ballern wir eine abgelaufene Seenotrakete und zwei kleine Notsignale in den Himmel, nachdem die Einheimischen auch ballern….Nach Neujahr geht es zurück nach Fakarava zum Einkaufen. Wir wollen dann via Raroia-Atoll zu den Marquesas. Das mit dem Einkaufen wird nichts, und zwar gar nichts. Obst und Gemüse sind komplett ausverkauft, es gibt wirklich NULL zum Kaufen. Zudem hat die Bäckerei Inventur, gleich eine ganze Woche lang gibt es kein Brot auf der Insel. Ja hier geht Business etwas anders….

Ich mache den Vorschlag, Raroia auszulassen, denn der Wetterbericht sieht so aus, dass wir da 2 Wochen in miesem Wetter festsitzen werden. Es hat NW drehend auf N und dann über NO auf Ost. Wir müssen nach NO.
Der Plan ist mit max. Speed so weit nach Osten wie möglich und dann bei drehendem Wind Wenden und nach Norden.
Am ……. verlassen wir in die Nacht hinein Fakarava, der Wind ist bescheiden. Das Boot läuft bei wenig Wind mies, rätselhaft, bis wir merken, dass der Drehflügelpropeller gar nicht auf Segelstellung steht, sondern bremst! Nachdem das korrigiert ist ,verlieren wir die WOLO schnell. Das Wetter ist vor allem in der zweiten Nacht bescheiden, schwerste Squalls, einer mit 35 Knoten aus einer Richtung, dann 60 sec nichts, dann 30 Knoten aus der genau anderen Richtung! Prompt fahren wir auch da hin, wo wir nun mal gar nicht hin wollen, merken es aber natürlich sofort. Wir wenden, alles gut.
Nach der Wende kommt der Wind noch nicht optimal, einen Tag lang geht es nur um „Höhe kneifen“, die Speed ist nur noch 4,5 bis 5 Knoten. Nachdem der Wind weiter auf Ost dreht geben wir wieder Gas, jetzt geht es darum so schnell wie möglich anzukommen bevor der Wind einschläft.

Hiva Oa ,wo wir uns mit der WOLO treffen wollen, können wir nicht anlegen, aber an Ua Pou vorbei geht es problemlos nach Nuku Hiva. Ich muss sowieso zum Zahnarzt, dort gibt es einen. Nach 5 Tagen laufen wir nach 670nm abends in Nuku Hiva ein. Mal wieder!

Hoch am Wind bei idealen Bedingungen
Wir passieren Ua Pou
In der Taiohae Baie in NUKU HIVA

Am nächsten Morgen fragen wir bei Kevin beim Yacht Service nach dem Zahnarzt, für mittags gibt es sofort einen Termin! Super!
Wir versuchen vergeblich beim Bürgermeisteramt unsere Abfallgebühr zu zahlen, die Zuständige ist nicht da. Es sitzen zwar Damen im Büro die am Handy herum spielen, aber 7 Euro Gebühren zu kassieren geht anscheinend nicht. Das Spielchen wiederholt sich noch zwei mal in den nächsten Tagen, danach geben wir es auf und zahlen eben nicht…

Der Zahnarzt, ein Franzose gleich alt wie ich, gibt sich wirklich Mühe, findet aber nichts! Es ist wohl kein Loch, sondern der Zahnhals liegt etwas frei und der Nerv ist entzündet und hochempfindlich. 2 Röntgenaufnahmen zeigen auch keine Entzündung „im Untergrund“. Wir einigen uns darauf, mal abzuwarten, notfalls kann er immer noch eine Wurzelbehandlung später machen.
Ich bin sicher 1,5 Stunden beim Zahnarzt. Der ist anscheinend froh, mal einen echten Gesprächspartner zu haben…. Was er zu den Einheimischen erzählt, ist nicht zitierfähig…. Er ist schon 22 Jahre hier…..Nach 1,5 Stunden zahlen wir ca. 30 Euro incl. der Röntgenbilder!

Wir tauschen unsere elektrische Toiletten-Frischwasserpumpe gegen eine selbstansaugende Pumpe, da es in Fahrt immer Probleme mit der Spülung gibt.

Zwei Tage nach uns kommt die WOLO in Fatu Hiva an, 125nm im SE von uns. Da es günstigen NE Wind hat, fahren wir kurzfristig dort hin. Bei der Ankunft in der Bucht von Hananave ist die kompletter Bucht braun. Normalerweise ist das Wasser hier extrem sauber. Zudem hat es starken Grundschwell. Direkt bevor wir ankamen ist der Tsunami vom Vulkanausbruch in Tonga hier eingetroffen. Laut Einheimischen ist zuerst der Hafen leer gelaufen, dann wurde der Fußballplatz überschwemmt und beim Ablaufen vom Wasser der ganze Dreck mitgenommen. Es dauert fast einen Tag, bis das Wasser wieder klar ist.

Ankern in der Bucht von Hananave, FATU HIVA, Marquesas

In Fatu Hiva sind wir dann knapp 2 Wochen. Wir machen eine kleine Wanderung zum Aussichtspunkt bei den Mobilfunkantennen, wandern mal wieder zum Wasserfall, dieses Mal hat es fast keine Moskitos! Wir werden von Christin-Marie, die im Bürgermeisteramt arbeitet, zum Essen eingeladen (gegen Kostenbeteiligung), sehr lecker. Wir diskutieren lange über das Ansinnen der Marquesas, unabhängig werden zu wollen, um die Lebenshaltungskosten zu senken. Meiner Meinung nach eine Schnapsidee, da die paar Tausend Leutchen hier nun mal keine relevante Nachfrage generieren.

Ich entdecke eine gerissene Kardeele an einem Unterwant. Da wir Schraubterminals an Bord haben und Drahtseil vom Vorstag, das in Portimao getauscht werden musste, können wir das Problem vor Ort lösen und das Unterwant tauschen.

Sidney ist ein Pariser Filmemacher und Künstler auf der Flucht vor den Corona Regelungen. Wir helfen ihm beim Betonieren der Bodenplatte und lernen dabei Serge kennen. Mit ihm tauschen wir großzügig einige Sachen, die wir nicht mehr brauchen, z.B. eine Stirnlampe, Seilmaterial, Besteck, Regenschutz usw. Er schenkt uns dafür einen selbstgemachten Tiki und Unmengen Obst.

Dann müssen wir nochmal kurz (125nm) nach Nuku Hiva, Bootspapiere von der Post abholen. Nach nur einer Nacht in Nuku Hiva fahren wir gleich wieder in einer Nachtfahrt nach Hiva Oa (90nm), wo wir die WOLO wieder treffen.

Es gibt Wartungsarbeiten zu erledigen. Die Separ-Dieselvorfilter sowie der Dieselfilter am Motor werden getauscht, Der Impeller wird gewechselt. Dabei bricht leider eine Schraube ab, die korrodiert war. Ein Schlauch hatte einen Miniriss und gelegentlich ist wohl Salzwasser über den Deckel gelaufen. Nun muss die Impellerpumpe vom Motor abgebaut werden, um ein neues Gewinde in die Deckelhalterung zu schneiden. Alles klappt. Jetzt muss nur noch der Schlauch ersetzt werden. Das ist ein Formstück von Perkins mit 32mm Anschluss und dann 28mm Innendurchmesser… Wir finden in den Ersatzteilen einen 90 Grad Bogen zum Anschluss und ein Reduzierstück auf 28mm haben wir. Erledigt!

Zuletzt wird das Motoröl sowie der Ölfilter noch gewechselt. Der Windgenerator macht Ärger, wir haben plötzlich Vibrationen am Windgenerator-Mast, wenn der Propeller ausläuft. Wir bauen den Mast aus und kürzen ihn um 15cm, zusätzlich lassen wir eine Lasche für eine zusätzliche Verstrebung aufschweißen und den Mast durch aufgeschweißte Winkelprofile versteifen. Der Aufwand ist enorm, der Erfolg bescheiden. Es wird erst gut, als wir die Rotorblätter abmontieren, Postionen tauschen und neu montieren.
Wir bereiten das Boot langsam für die nächsten großen Etappen vor.

Hafen von Atuona

Dann entdecken wir den Strand von Atuona. Wir dachten immer, das ist eine Steinwüste, aber es ist herrlicher tiefschwarzer Sandstrand, der ganz flach ins Wasser geht und ordentliche Wellen hat: Jugenderinnerungen an die französische Atlantikküste kommen wieder. Es ist bei weitem der beste Strand ,den wir kennen in französisch Polynesien! Da hier abends jede Menge Einheimische ins Wasser gehen, dürfte es auch kaum Haie geben, zumindest keine die sich aggressiv verhalten. Es muss natürlich schon klar sein: Selbst wenn man keine sieht, sind überall welche!

Wir werden noch ein paar Tage hier in Hiva Oa bleiben, diverse Dinge erledigen. Die WOLO versucht noch einen Anker aus dem Hafenbecken zu bergen, an dem sich ein Schäkel geöffnet hatte. Morgen kommt ein Taucher. Mal sehen, der Boden ist schwarzer Schlick, ab 4m Tiefe ist die Sicht Null.
Dann noch eine Wanderung auf den Belvedere. Irgendwann geht es dann das kurze Stück hinüber nach Tahuata, wo weiße Sandstrände locken. Leider mit Nonos, wie wir schon wissen.

Danach soll es in die Hanamenu Baie gehen, dort besuchen wir zwei Bekannte die wir vom letzten Mal kennen. Danach geht es nach Ua Huka, eine der seltener besuchten Marquesas Inseln.