Wir geniesen das klare Wasser und die Farben im Fakarava Atoll. Was für ein Unterschied zu den Marquesas! So schön es dort auch landschaftlich ist, das Wasser mit dem hohen Bewuchsdruck ist alles andere als toll.
Beim mehrtägigen Reinigen des Unterwasserschiffes entdecke ich schon wieder ein Problem am Propeller. Er lässt sich auf dem Konus gegen den Propellerschaft einige Millimeter verdrehen. Das ist theoretisch unmöglich, praktisch aber anscheinend schon. Wir vermuten, dass die Gewindelängen der Spannvorrichtung und auf dem Schaft nicht zusammenpassen, es nicht möglich ist, den Konus ganz auf den Schaft zu pressen.
Jedenfalls haben wir ein Problem, das gelöst werden muss, bevor es Richtung Westen auf die großen Etappen geht. Und wir wollen den Propeller nicht noch mal verlieren, der „Spaß“ wird echt zu teuer….
Wir sind mittlerweile in Hirifa in der SE Ecke von Fakarava. Hier könnten wir den Propeller im flachen Wasser demontieren, Dominic von der WAVEDANCER würde auch helfen, aber ich entscheide mich dagegen, denn die Möglichkeiten im Wasser bzw unter Wasser sind zu begrenzt. Kontakt zum Propellerhersteller haben wir auch schon aufgenommen, der vermutet das gleiche Problem mit den Gewinden.
Wir gehen ein Mal zum Driftschnorcheln am Südpass, es ist bei weitem nicht so spektakulär wie das letzte Mal. Beeindruckend ist nur ein Hai, der, nachdem er uns zu nahe kommt, auf das Schlagen mit der Hand auf die Wasseroberfläche (wo die normalerweise verschwinden) nun ganz nahe kommt um mal zu schauen, was da los ist… Noch mal kräftig Krach gemacht und weg ist er!
Wir entschließen uns, nach Raiatea zu segeln (350nm) und das Boot aus dem Wasser zu nehmen. Um den Propeller zu schonen werden wir versuchen, das ganze Stück bis zur Werft zu segeln, inclusive dem Pass raus aus dem Fakarava Atoll und den Pass rein durch das Saumriff nach Raiatea.
Da der Südpass bei dem aktuellen Wind nicht unter Segel passiert werden kann, fahren wir die 30nm durch das Atoll zum Nordpass, der ist breit genug. Wie immer sind wir zu schnell und nicht bei Slack da, sondern noch bei ablaufendem Wasser. Schon von weitem sieht man eine weiße Wasserwüste aus stehenden Wellen. Wir wissen aber, dass man an der Seite recht gut passieren kann und so geht es problemlos mit kurzem Gewackel hinaus.
Da das ablaufende Wasser für Wellen weit hinaus in den Pazifik sorgt, müssen wir einen großen Bogen um diese Zone machen.
Wir halsen und wollen dann die Genua ausbaumen, da wir praktisch „platt vor dem Laken“ segeln werden. Leider sitzt der Spibaum in halber Höhe waagrecht fest, der Topnant hat sich verklemmt, es geht weder rauf noch runter. So können wir den Baum nicht mal bergen… Ein „Freiwilliger“ muss hoch in den Masttop und das in der Rolle verklemmte Seil heraus machen. Glücklicherweise sind wir noch im Wellenschatten von Fakarava, so hat es im Wesentlichen nur die Windwellen von Achtern mit 1 bis 1,5m Höhe. Unter Groß vor dem Wind geht es bei 5 bis 6 Knoten Fahrt hinauf in den Mast. Die Aktion ist erfolgreich, der Kapitän kommt -vom Mast ordentlich verprügelt- mit reichlich blauen Flecken und Abschürfungen unten wieder an.
Natürlich sind wir wieder zu schnell und so fangen wir 100nm vor Raiatea an, einzureffen und die Genua auf 30% zu verkleinern. Trotzdem ist es immer noch Nacht als wir vor dem Pass Toahotu ankommen. Wir legen das Schiff noch eine Stunde bei, bis es hell genug ist und segeln durch die heftigen Eddies durch den Passs durch. Alles klappt. Unsere „Lieblingsanchorage“ in der Nähe der Werft ist komplett frei und wir ankern auf 6m ohne Problem. Eine kurze Kontrolle: Juhu, er ist noch da, der Propeller!
Nachmittags sagen wir kurz Bescheid in der Werft, dass wir da sind und Überraschung: Wir können schon am nächsten Morgen um 8 Uhr auskranen und nicht erst in einer Woche! Prima!
Wir sind am nächsten Morgen pünktlich da, die Jungs von der Werft noch nicht, aber hektisch tauchen noch zwei auf, um unsere Leinen entgegen zu nehmen.
Nach dem Auskranen putzen wir das Schiff von Hand, da mit dem Hochdruckreiniger zu viel Antifouling wegfliegt. Was ist das für eine Sauerei!
Danach wird der Propeller abmontiert. Die Passfeder hat deutliche Einlaufspuren durch das hin und her bewegen. Wir messen die Gewinde aus, das sollte kein Problem sein. Dann drehen wir eine normale Mutter auf den Propellerschaft. Die lässt sich auch nur 5 Umdrehungen drauf drehen, wie der Propeller. Genauer hingeschaut entdecken wir, dass es einen Schaden auf dem Gewinde des Propellerschaftes gibt auf Höhe des 5. Gewindeganges. Der muss zuerst vorsichtig von Hand heraus gefeilt werden. Jetzt geht die Mutter wieder komplett drauf und der Propeller ohne grüßere Anstrengung mit 6 Umdrehungen. Im Endeffekt hat hier also ca 3-4 mm Weg gefehlt, um den Konus vollständig aufzupressen. Zusätzlich passt die Passfeder nicht richtig, Hiu, der Technikchef hier, bringt eine passende Feder. Die ist zwar zu kurz, passt nun perfekt in die Aufnahme im Schaft, am Propeller ist sie aber etwas zu dick. Also wird die Passfeder von Hand vorsichtig am überstehenden Teil herunter geschliffen, bis sie in die Nut am Propeller passt. Um ein Verrutschen zu verhindern wird die alte Passfeder abgeschnitten und damit das fehlende Stück ergänzt.
Zuletzt wird alles mit reichlich Loctite wieder montiert. Der Propeller ist nun mit 6,5 Umdrehungen aufgedreht (statt 5 wie zuvor). Und glücklicherweise hattten wir ja die zusätzliche Sicherungsschraube mitinstalliert bei der ersten Propellermontage, die den Verlust des Propellers verhindert hat. Allein die Arbeit am Propeller hat mehrere Stunden gebraucht. So sollte es jetzt hoffentlich keine Probleme mehr geben.
Am nächste Tag sind wir schon wieder im Wasser. Die erste Fahrt führt uns nach Uturoa, wo wir für die nächsten Monate einkaufen.
Eigentlich wollten wir da über Nacht liegen, aber auflandiger Wind und vor allem die ständigen Taxiboote mit ihrem Schwell machen das Liegen ungemütlich.
Wir verschwinden wieder in unser Anchorage am Rande des Saumriffs zwischen Raiatea und Tahaa. Jetzt heißt es abwarten. Wir wären startklar nach Neu Kaledonien, aber die Wettervorhersagen sind leider katastrophal: Vom SE Passat keine Spur, streckenweise hat es Gegenwind!