Nachdem wir von Fakarava nach Raiatea gesegelt waren haben wir bemerkt, dass unser Teleskop-Spibaum nun nicht nur an einer Seite, sondern auch an der gegenüberliegenden Seite Haarrisse hat.
Das sind schlechte Voraussetzungen für viele 1000 Meilen vor dem Wind. Sicherheitshalber haben wir schon mal zwei lange Bambusstangen dabei, falls er brechen sollte.
In Raiatea gibt es aber eine Werft für Alu-Schiffsbau und vielleicht klappt es ja da mit schweißen. In den Marquesas in Atuona wollte die Werft das Thema gar nicht anpacken und nachdem sie den Windmast mit aufgeschweißten Profilen verstärkt hatten, war auch klar warum. Die Schweißnähte waren etwas grob, das dünne Material des Spibaums schweißen hätte sicher nicht funktioniert, ohne den Schaden zu vergrößern. So hatten wir in Atuona ein altes Alu-Ofenrohr mit einigen Schellen um den Spibaum gewickelt und die Stelle verstärkt.
Nun also die Gelegenheit hier in Raiatea! Wir bringen den Baum in die Firma, kein Problem. Nach Ostern holen wir ihn wieder ab. Wow, schöne Schweißnaht, Kosten 54.- Euro, das ist okay, nur die Verstelllöcher hat er mit zugeschweißt. Das sollte kein Problem sein, die können wir selbst wieder öffnen.
Also zurück auf das Schiff in der Anchorage und gleich an die Arbeit. Uff, der Baum lässt sich nicht ausziehen. Also weder mit Gefühl noch mit Gewalt.
Spibaum wieder auf das Dinghi und zurück zur Firma. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder hat er aus Versehen das innere Rohr und das äußere Rohr zusammen geschweißt oder Alu Tropfen haben den Raum auf der Innenseite ausgefüllt.
Mit mehr Gewalt geht der Baum dann doch noch auseinander und deutliche Kratzspuren sind erkennbar: Es gibt Aluminiumböbbel auf der Innenseite!
Ich mache den Vorschlag, zuerst mal die beiden Verstellöffnungen wieder aufzubohren, damit man besser sehen kann, was los ist. Das soll auch gemacht werden, aber zuerst wird der Spibaum komplett zerlegt. Alle Nieten ausgebohrt und die Beschläge abgenommen, dann der innere Baum heraus genommen.
Jetzt ist das Ausmaß erkennbar, mehrer Millimeter hohe Alubollen innen am Außenrohr. Durch die neu gebohrten Verstellöffnungen wird nun mit der Bohrmaschine versucht, die Alubollen abzutragen. Damit das besser geht, wird eine Stirnlampe an einem Besenstiel in das Alurohr eingeführt.
Eine mehrstündige Geduldsarbeit….. Mehrfach bauen wir alles wieder zusammen um zu testen, ob das innere Rohr frei läuft.
Irgendwann ist es dann so weit, dass das minimale Streifen zwischen Innenrohr und Außenrohr akzeptabel ist. Alles wird ruckzuck wieder zusammengebaut und vernietet.
In Absprache mit dem Chef erhalten die beiden, die das nun machen durften, ein ordentliches Trinkgeld und fertig sind wir.
Jetzt hoffen wir nur, dass das Ganze so solide ist, wie es aussieht. Die Befestigung von Topnant und Niederholer werden wir vorsichtshalber an den Beschlag hinaus verlegen wo die Schot läuft, damit die Biegebelastungen weniger werden. Wir wollen ja nicht unbedingt mit den Bambusstangen herum spielen mitten auf dem Ozean!