Nun wir sind in der Arafura See. Und erleben wirklich wundersame Dinge. In der ersten Nacht in der Arafura See beobachtet der Kapitän die leuchtenden Algen, die nachts eine Spur im Kielwasser hinterlassen. Plötzlich nimmt das Phänomen zu, auch die brechenden Wellen leuchten in der stockfinsteren Nacht. Ringsherum glitzert und funkelt es, nach 10 Minuten ist die Show, die Hollywood tauglich wäre, wieder vorbei. Die Capitania war nicht zum Aufwachen zu bringen… Und nein, es hat keinen Alkohol und keine Drogen an Bord…
Später in der Nacht taucht ein Fischer im AIS auf. Nun ja, alles easy, Business as usual. Dann noch einer, dann noch einer…. usw.
In der Spitze hatten wir bis zu 50 AIS Signale auf dem Schirm, ein Teil gehört wohl zu Treibnetzen mit AIS Bojen dran, andere aber auch zu Fischereifahrzeugen. Wir sind mitten in der Fischfangflotte des indonesischen Teils von Papua Neuguinea gelandet. Und die beackern gerade mehrere 100 Quadratmeilen Seengebiet, und wir mitten drin.
Wir fahren an einem 20nm langen Treibnetz entlang, so kann es aber nicht endlos weiter gehen, denn Lichter der Fischer sind wirklich überall zu sehen.
Wir beschließen eine Lücke entdeckt zu haben zwischen zwei Reihen von AIS Signalen mit 2,5 bis 3 nm Größe, machen alle Lichter an und fahren durch. Es rumst nicht, offenbar ist es eine Lücke.
Und so geht das Spiel dann noch mehrmals in der Nacht. Erst taucht einer auf, dann eine Reihe von Fischern und dann ist der Bildschirm voll.
Eigentlich könnten sie eine Fischereizone ausweisen mit Passage Korridoren, das wäre weniger aufregend.
Am Tag träumt der Kapitän dann so vor sich hin und ist plötzlich hell wach. Es hat eine messerscharfe Grenzlinie von tiefblauem klarem und türkis farbigem milchigen Wasser genau am Boot. Wahnsinn. Hier mischt sich durchfließendes Wasser des Indischen Ozeans mit dem der Arafura See. Und kurz danach beginnt das Wasser auch zu kochen und zu brodeln mit beeindruckenden Wellen bei nur 30m Wassertiefe.
Wir luven an und einen Kilometer weiter wird es wieder ruhig. Hier hat die Durchmischung des Wassers bereits angefangen.
Ein kleiner Thuna beißt auch an, endlich mal wieder, wir freuen uns schon, da zappelt er sich, schon frei in der Luft hängend wieder los, als ich ihn gerade packen will.
In der letzten Nacht muss der Kapitän die Angel ins Schiff holen, da die Rute im Wind vibriert und an die Solarpaneele schlägt.
Die Capitania warnt vor zwei Vögel, die an der „Ecke sitzen“. Als ich aus dem Cockpit steige, begreife ich auch, was sie mit Ecke meint. Die Viecher hocken tatsächlich auf unserem Cockpitdach – und pennen. Lustig wie sie im Schlaf mit geschlossenen Augen das Wackeln des Bootes ausgleichen.
Nachdem die Angelrute versorgt ist, kümmere ich mich um die lieben Tierchen, die nicht nur schlafen, sondern auch alles voll scheißen. Nachdem wie im Millesh Reef morgens zwei Stunden das Boot gereinigt haben, bin ich etwas allergisch gegen Vogelscheiße.
Nur, die Viecher haben null Lust ihren Schlafplatz zu räumen. Es ist schon schwierig, die mal wach zu kriegen, noch schwieriger die in die Luft zu bekommen.
So kämpft der Kapitän in der sternenklaren tropischen Nacht einen einsamen Kampf – denn der Capitania ist das alles zu blöde, sie schläft lieber.
Jedes Mal kommen die Viecher zurück und pennen sofort wieder. Die Methoden zum Vertreiben werden etwas rüder, aber wirklich beeindruckt sind die Tierchen in halber Möwengröße nicht. Es kommt wie es kommen muss, wenn man nachts im hinteren Teil eines mit Windgenerator ausgerüsteten Schiffes ständig Landeübungen macht: einer der beiden wird mit hässliche Geräusch vom Windgenerator gehäckselt. Der Rest des Vogels plumpst ins Wasser, glücklicherweise scheint der Generator nicht kaputt zu sein, denn der ist unersetzlicher Bestandteil der Energieversorgung auf unserem Boot. Aber eine Unwucht hat es wieder, wenn auch nicht zu heftig. Mal wieder demontieren und Neumontage, am Ankerplatz in Tual dann, falls der ruhig genug ist.
Wir haben noch ca 270nm und werden am Sonntag in Tual/Indonesien ankommen. Wir si d gespannt auf das Einklarierungsprozedere, für das Indonesien ja in Seglerkreisen berüchtigt ist ob ausufernder Bürokratie.