Das miese Wetter grau in grau sowie der Dreck im Wasser machen die Abfahrt von Tual leicht. Wir gehen morgens Anker auf, um die benachbarten Inseln bei Tag zu passieren. Erstaunlicherweise gibt es genau Null verankerte FADs, die gibt es offensichtlich nur auf der anderen Seite.
Es folgt entspanntes und genußreiches Segeln durch die Banda See, meist mit 18 bis 21 Knoten Halbwindkurs. Wegen der Böen fahren wir das Groß im Reff 2 und regulieren gegebenenfalls etwas über Reffen der Genua. Das macht weniger Arbeit….
Bei den benachbarten Inseln gibt es noch einige lokale Fischer, die ohne AIS unterwegs sind und hektisch den Weg frei machen wenn sie das Segelboot entdecken. Auch recht.
Ansonsten gibt es kaum Verkehr unterwegs, mal einige Fischer, um die wir herumfahren, ein Frachter, den wir höflichst darauf hin weisen, dass es kracht, wenn er so weiter fährt. Alles kein Problem, die werden erst von sich aus aktiv, wenn sie relativ nahe dran sind, also melden wir uns lieber schon vorher.
Nahe an der Kurslinie liegt das Inselchen Pulau Serau und wir stellen fest a) es ist eine Vulkaninsel und b) sie ist bewohnt. Wir wollen versuchen, im Lee der Insel zu ankern um das Inselchen zu besuchen. Das ist wirklich nicht besonders groß. Wir wurden auch schon entdeckt, den wir werden auf Kanal 16 angerufen. Nun ja, außer einem „I don t speak english“ gibt es keine Konversation. Leider entpuppt sich die Anchorage als extrem felsdurchsetzt, Tiefen von 50m und 12 m sind auf engem Raum nebeneinander und wir befürchten, unseren Anker und Kette womöglich zu verlieren. Wird also leider nichts mit dem Besuch. Das Wasser ist glasklar hier – aber selbst die paar Leutchen hier (vielleicht 50?) bringen es fertig, deutlich sichtbar Plastikmüll ins Meer zu schmeißen, der hier herumtreibt. Es ist wirklich zum Verzweifeln hier.
Leider schläft der Wind immer wieder im Lee der Inseln ein und so wechseln sich Segeln, Motorsegeln und Motoren ständig ab. Aber Angelglück stellt sich wieder ein. Wir haben die Schlappangel draußen und fangen wieder einen Barrakuda. Der ist wirklich lecker und gilt in Restaurants als Delikatesse. Dieses Mal ist er aber ziemlich groß (70-80cm), wir bekommen ihn aber an Bord. Das filetieren übernimmt der Kapitän.
Als wir uns dem Kroko Atoll nähern, stellen wir fest, dass da mittlerweile große Perlfarm Installationen errichtet wurden. Genau am Ankerplatz haben sie zudem eine Arbeitshütte verankert (obwohl es reichlich Platz daneben geben würde), also sie wollen keine Segler hier haben. Schade. Der Rundblick auf die umliegenden Inseln und 14 aktive Vulkane ist spektakulär und wir haben uns auf sauberes Wasser zum Baden und Schnorcheln gefreut. Soll wohl nicht sein. Wir haben unsere Ankunft auf morgens 11 Uhr getimt und so sind die 6 nm zur Sagu Bay zum nächstmöglichen Ankerplatz kein Problem. Die Einfahrt ist wegen Untiefen mit Vorsicht zu genießen und dummerweise ist Hochwasser und die Sicht auf das Riff ist sehr bescheiden. Alles geht gut und wir Ankern aus 13m angeblich in Mud und Sand.
Besuch in Form eines Fischers kommt auch bald, der uns alles mögliche abschwätzt, unter anderem eine (Aldi)-Taucherbrille und ein Baseball-Cap. Nur mit den zugesagten Obst am nächsten Tag wird es nichts. Okay, schon wieder was gelernt.
Die sprechen hier natürlich in der Regel kein Englisch und unser Indonesisch ist nicht mal bescheiden – aber so lange wir Internet haben, richtet es der Google Übersetzer.
Am nächsten Tag geht es bei Hochwasser ins Dorf, bei Niedrigwasser geht das praktisch wegen dem vorgelagerten Riff kaum. Im Dorf selbst ist es recht sauber, aber jenseits des Gartenzauns ist es überall ein Plastikdreckloch. Wir besuchen den lokalen Markt und kaufen ein paar Zitronen, wissen natürlich nicht um wieviel wir beschissen werden.
Das Dorf hat gemischte Bevölkerung Moslems und Katholiken, die Leute sind aufgeschlossen und freundlich, fast aufdringlich gelegentlich.
Nur die Schulkinder nerven wirklich. „Hello Mister, money, money“ ist schon maximal unanständig und dürfte angesichts vieler Dutzend Kinder auch nie zum Erfolg führen. Überhaupt scheint der Anteil der unter 18 Jährigen bei der Dorfbevölkerung über 50% liegen. Noch nie habe ich so viele Kinder gesehen relativ zu der Anzahl der Erwachsenen.
Auch zumindest einige der Muslima sind sehr aufgeschlossen und alles andere als kontaktscheu. Das entspricht ja so gar nicht unseren Vorurteilen. Allerdings ist es hier ja wohl auch gemäßigt und die Religionen leben anscheinend recht friedlich zusammen.
Nachmittag kommt dann noch mal ein Fischer vorbei, der will eine Lesebrille. Haben wir nicht, aber wir verschenken einen Teil unseres Barrakudas. Der Mann ist total happy und verschwindet sogleich Richtung Dorf.
Nach zwei Nächten verschwinden wir dann Richtung Tanjung Gedong, einer Bucht unter einem katholischen Dorf. Beim Anker auf geht gar nichts. Ein ca 120kg schwerer Korallenblock hängt am Anker. Der Motor der Ankerwinde macht da natürlich nicht mit, aber es gelingt uns, den Block im Handbetrieb hochzuwinschen. Schnell ein Seil durch den Bügel des Ankers, Kette fieren und der Brocken geht auf Tiefe. Glück gehabt. Bei der Tiefe wäre tauchen für uns unmöglich gewesen, zudem ist unten alles dunkel….
In Tanjung Gedong ankern wir mittags, ruhen uns aus und besichtigen abends kurz das katholische Dorf. Dort ist gerade ein Fest, von der Kirche veranstaltet und die Bässe wummern über die Anchorage. Ankern in der Disko! Leider geht das die ganze Nacht so. Die Leute sind nett und kontaktfreudig, allerdings nur Männer. Verkehrte Welt irgendwie.
Bei den Moslems rufen die Frauen und winken, herein zu kommen, bei den Katholiken reden nur die Männer.
Wir bummeln nun in Tagesetappen an der früheren „Schlangeninsel“ heute „Flores“ entlang nach Westen. Die Insel ist riesig, ca. 350km lang. Leider sind wir im Lee der Insel und es hat immer nur sporadisch etwas Wind, max. um die 12 Knoten bisher. Dafür ist das Meer fast glatt und die Aussicht auf zahlreiche Vulkan e ist spektakulär. Auch nicht schlecht!