Was um Himmels willen sucht der Segler im Dschungel von Borneo? Er besucht die Orang Utans im Tanjung Puting National Park! Das Tor dazu ist Kumai in Kalimantan, eine kleine Stadt am Kumai River, circa 15nm flußaufwärts von der Mündung.

Dazu müssen wir von Bali zuerst mal nach Kumai kommen. Von Bali geht es 220nm zur Zwischenstation nach Pulau (Insel) Bawean, dort ankern wir und schlafen uns aus. Leider ist die Capitania erkrankt und hat extrem hartnäckigen Husten, der vor allem nachts heftig wird. Vermutlich hat sie unser Chauffeur in Bali angsteckt, der hustete auch herum und seine Frau bei der Massage war wohl auch angeschlagen.
Von Bawean geht es nochmal 196nm nach Kumai. Dort müssen wir bei gutem Licht einlaufen, denn im Führer steht schon, dass zahlreiches – ich nenne es mal – Mistzeugs in der Zufahrt verankert ist. Eine interessante Zufahrt zur Flußmündung, die riesige Bucht ist auf einem Bereich wie der Bodensee nur wenige Meter tief…. Schon weiter draußen, wo es noch laut Karte 17m haben sollte, hat es auf 30nm Länge nur 7m. Das reicht natürlich, aber die Frage ist immer – was stimmt sonst noch NICHT?

Wir haben zufälligerweise einlaufenden Strom und so schiebt es uns nach Kumai hinauf. In der Mündung ist es gerade mal 5 bis 6m tief, trotzdem ist Kumai ein Seehafen mit ziemlich großen Schiffen!
Noch bevor wir ankern werden wir schon „empfangen“ von einem Speedboot, Liesa ist Reiseveranstalterin und bietet uns einen Trip in den Dschungel in den Tanjung Puting National Park an. Wir ankern und verhandeln dann und werden uns schnell einig.

Aus dem geplanten Beginn übermorgen wird es nichts, der Capitania geht es schlechter und wir verschieben den Dschungeltrip. Aber das ist alles kein Problem hier.
Nach 3 Tagen geht es der Capitania etwas besser und endlich geht es los. Wir sollen mit 4 Spaniern zusammen auf einem traditionellen Klotok Boot 3 Tage und zwei Nächte unterwegs sein. Jedes Boot hat einen Guide. Der ist pünktlich da, es fehlen die Spanier. Deren Flug hat mehrere Stunden Verspätung und so geht es ohne die los, sie kommen dann mit dem Speedboot nach.
Vom Kumai River wird in den Secondar River abgebogen und es geht immer tiefer in den Dschungel hinein.

Am ersten Halt kommen die Spanier angedüst und können nach kurzem Mittagessen gleich zur Fütterung durchstarten. Die Orang Utans sind halbwild. Es sind ausgewilderte Tiere und deren Nachkommen, die zur Fütterung kommen und den Touristen vorgeführt werden, also Tiere die mehr oder weniger an Menschen gewöhnt sind. Es ist trotzdem spannend, wie es im Dschungel rumpelt und kracht, wenn sich die völlig frei lebenden Orang Utans nähern.

Nach dem Abendessen geht es zur „Nachtwanderung“ mit einem Ranger in den Dschungel. Wir wollen die Tierwelt nachts anschauen. Die Geräusche sind völlig anders als tagsüber und es ist viel lauter nachts. Großtiere sehen wir keine, vielleicht ist das auch besser so? Aber es ist unglaublich, was der Ranger alles entdeckt, inclusive Fledermäusen und allem (un)möglichen Getier.

Die Nacht ist okay, wir schlafen unter dem Moskitonetz im Freien an Deck. So lange ein Lüftchen weht geht es, trotzdem ist man morgens hier völlig verklebt von der Luftfeuchtigkeit. Baden im Fluss ist eher gar nicht angesagt, denn es hat hier gleich zwei Arten von Krokodilen und drei Mal ging es anscheinend schon schief….

Der nächste Tag bringt uns zu zwei weiteren Fütterungsstellen noch viel weiter drin im Dschungel. Es ist feucht-heiß, alles ist klatschnass durchgeschwitzt. Vor allem an der letzten Stelle bewegen sich die Orang Utans ziemlich ungeniert beinahe zwischen den Leuten, beeindruckend. Auch beeindruckend, was für Kletterkünstler sie sind. Und an einem Arm hängen und mit dem anderen Arm UND einem Fuß essen – kein Problem.

Die zweite Nacht parkt das Boot neben einer Menge Glühwürmchen, die im Uferwald herum schwirren. Zwei der Spanier müssen direkt nach dem Frühstück wieder mit dem Speedboot geholt werden, da ihr Flug schon geht…..Was für eine dämliche Reiseplanung, so eng getaktet.

Wir fahren zurück, unser Boot ist noch da, ein Boatboy hat darauf zwei Tage lang aufgepasst – für 20 Euro ungefähr. Wir gehen noch zum lokalen Markt zum Obst und Gemüse kaufen – viele Ausländer sehen die hier im Markt anscheinend nicht. Alles ist wie immer freundlich und entspannt. An der „Hygiene“ darf man sich halt nicht aufhalten hier…. Welche katastrophalen Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft Lockdowns und Länderschließungen hatten sehen wir auch, die Zahl der Touri-Boote hat sich von 100 auf 35 verringert. Das bedeutet, ca 200 Familien haben ihr Einkommen (und teils auch ihre Boote) verloren.
Wir haben es eilig, denn wir müssen bei Tageslicht den Fluss herunter und aus der Bucht von Kumai raus.

Bis hierhin klappt das alles. Es sind 260nm bis Belitung, dort wollen wir ein letztes Mal im klaren Waaser schnorcheln. Aber es kommt anders. In Belitung ist katastrophales Wetter, schwerster anhaltender Regen mit Gewitter, 25 Knoten auflandiger Wind in die Anchorage, Wellen 1,5m hoch. Unvorstellbar da zwischen Riffe hinein zu fahren. Also geht es weiter. Allerdings ist es an der nächsten Anchorage wieder so, dann sind wir mitten in der Nacht da, geht auch nicht, dann regnet und stürmt es wieder…. So werden aus den 2 Tagen und 260nm nun 4 Tage und 546nm. Das Segeln vor allem nachts ist äußerst kurzweilig, Unmengen Fischer, Schleppzüge und Frachter sind unterwegs. Besonders fatal ist, wenn Fischer teilweise AIS haben und teilweise nicht. Die Vielzahl der Lichter um einen herum ist kaum zuzuordnen. Zwei Mal fahren wir unbeabsichtigt sehr knapp an kleinen Booten vorbei, wir dachten die sind noch Meilen entfernt…Es gibt nämlich auch Fischerboote, die aus 30nm zu sehen sind, wenn man näher kommt sieht man dann aber nichts mehr, da es zu stark blendet. Ein anderer fischt nicht mehr, meint aber, er muss uns in den Weg fahren, als wir gerade 8 Knoten laufen, beinahe kracht es.
Mehrere Male fahren wir anscheind über etwas drüber, denn es hat Kratzer im Lack und im Antifouling. Hier ist schlichtweg überall was verankert, auch unbeleuchtet. Das Meer ist ein Schelfmeer und mit 20m bis 50m auch nicht gerade tief. Na ja, so bleibt es praktisch bis Thailand nun.

Wir sund nun zwei Tagesetappen vor der Nongsa Point Marina in Batam (gegenüber Singapur) entfernt, wo wir nach Thailand ausklarieren wollen. Die wollen einen Haufen Papiere sehen, die man laut noonsite.com gar nicht braucht – und die wir nicht haben. Ich gehe mal von Abzocke aus. Egal, die sollen sich mit dem Vertreter der Agentur auseinander setzen und mit dem herum diskutieren. Wir berichten dann, wie es ausgegangen ist.