Nun sind wir also endlich da! Vom Segeln gibt es vermutlich in nächster Zeit eher weniger zu berichten, aber wir werden gelegentlich mal berichten, was sich so ereignet in der neuen (für Bow alten) Heimat.
Von Krabi sind wir nach einigen Tagen nach Hat Yai und Songkhla ganz im Süden von Thailand gefahren, die Gegend wo wir uns niederlassen wollen.
Bow braucht einen neuen Pass – erledigt. Allerdings kracht es mal ganz heftig auf einer der Fahrten zwischen Hat Yai und Songkhla. Der erste Unfall in Thailand! Nach vielleicht 20 000km insgesamt hier. Eine Motorradfahrerin kracht hinten in unser Auto hinein, nachdem ich etwas abremsen musste, da uns ein anderes Motorrad mit einer älteren Dame ohne zu Schauen vom Standstreifen aus vor das Auto gefahren war. Es sieht im Rückspiegel gar nicht gut aus, wie ich die junge Dame auf die Strasse fliegen sehe….. Wir halten natürlich sofort an, ich sage Bow sofort, sie muss die Polizei rufen da Personenschaden… Das 16 jährige Mädchen liegt bewusstlos auf der Strasse, die Unfallstelle wird mit einem großen Ast „abgesichert“ – aber niemand geht hin. Vermutlich kennt sich niemand mit erster Hilfe aus. Ich kenne mich natürlich auf Grund der Tätigkeit im nationalen Lehrteam des Alpenvereins etwas besser aus, allerdings unternehme ich auch nichts, da ich nicht in Haftung genommen werden möchte, falls die junge Dame das zeitliche segnet….So mache ich das normalerweise nicht, aber da hier der „Farang“ eher immer schuld ist heißt es Vorsicht!
Glücklicherweise steht das Mädel von alleine wieder auf. Entweder ist der Arm ausgekugelt oder das Schlüsselbein und/oder der Arm gebrochen, vermute ich. Ein Krankenwagen ist ziemlich schnell da und das Mädel verschwindet Richtung Krankenhaus. Nun trudelt auch die Polizei ein.
Da das Mädel noch gegen ein anderes Auto geflogen ist, hat die Fahrerin auch angehalten und sie hat eine Dash Cam Aufnahme. Die eigentliche Unfalluntersuchung erfolgt später auf der Polizeiwache. Von der Versicherung des Mietwagens ist auch schon einer zur Stelle am Unfallort.
Auf der Wache schaut sich der Chef das Video an, fragt nur noch, ob ich noch mehr geltend machen möchte als den Schaden am Mietwagen. Nein, natürlich nicht. Das Mädel ist ungebremst ohne jede Reaktion hinten drauf gefahren, gestraft genug. Natürlich ohne Helm. Die Schuldfrage ist also geklärt.
Fraglich ist nun noch, ob die Kleine überhaupt einen Führerschein hatte, wenn ja, ob der echt ist, und ob das Motorrad (ausreichend) versichert ist. Sonst ist die Familie dran….
Das ganze Procedere auf der Polizei ist äußerst professionell. 45 Minuten, alles erledigt. Allerdings würde es ohne Bow zum Dolmetschen bzw Reden schlecht aussehen.
Es musste ja irgendwann so kommen, denn die fahren hier wie die Idioten. Hirnlose Idioten. Oder wie ich immer sage, sie wollen ihrem Buddha näher kommen. Der Glaube an die Wiedergeburt scheint der Verkehrssicherheit nicht besomders zuträglich zu sein. Man hat den Eindruck, vielen ist es schlicht egal, wann sie vor ihren Schöpfer treten müssen. Elementarste Grundregeln der Physik – irrelevant. Nässe gleich verringerte Reibung – irrelevant. Abstand – was ist das? Und am schlimmsten ist, dass der Wahrnehmungshorizont der Fahrer anscheinend nur 50 bis 100cm vor das eigene Auto reicht. Vorrausschauendes Fahren – hä?
Zudem hat JEDER Thailänder das Naturrecht, als erster am Ziel zu sein. Rechts überholen, links überholen, Slalom durch den fließenden Verkehr. Einspurige Abbiegesituation nach rechts – gefahren wird auf drei (!) Spuren. Geht ja schneller… Und natürlich will der auf der ganz rechten Spur direkt hinter der Kreuzung links Abbiegen….
Jeder, aber wirklich jeder Blödsinn der allerdümmsten Art ist hier ständig an der Tagesordnung. Auffahren bei 110km/h bis auf 50cm – wir sind in Thailand, normal. Losfahren ohne zu schauen – eine Spezialität der Motorradfahrer – brauchen ja nicht so viel Platz….
Hier ganz im Süden ist es mit Abstand am schlimmsten. In Krabi, ca 400km weiter im Norden, ist es geradezu gesittet gegenüber der Raserei hier. Zwei Tage später kratzen sie einen Motorradfahrer nachts von der regennassen Strasse – gleich in den Plastiksack…
Bow trifft sich mit diversen Freundinnen, die sie teils über 10 Jahre nicht mehr gesehen hat. Dann sind wir zu einer Hochzeit eingeladen. Sehr beeindruckend! Natürlich wird der „Farang“ als exotische Beigabe wieder mehr ins Rampenlicht gestellt als er das selbst möchte. Aber das war vor 10 Jahren auch schon mal so. Hier hätte es nun ein paar Leute, die ordentlich Englisch reden – aber es ist so laut, dass eine Unterhaltung zumindest mit meinem Gehörschaden nicht möglich ist. Nun ja, am Thai lernen führt kein Weg vorbei! Sobald wir ein klimatisiertes Haus haben geht es los. In der Hitze geht gar nichts!
Zuerst mal kümmern wir uns um ein Auto. Mietwagen ist viel zu teuer auf Dauer. Es wird ein Chevrolet Captiva mit 114 000km, kostet umgerechnet ca 7500 Euro. Wir hatten in der Marina in Krabi noch eine richtige Schrottkarre angeboten bekommen für 1500 Euro, aber da sind die Stoßdämpfer hinüber und vor allem hat der nur einen Fahrerairbag. Wir wollen Buddha noch nicht so schnell begegnen… Der Captiva hat sogar Seitenairbags….Natürlich ist ein Gebrauchtwagenkauf hier ein Riesenprimborium und der Farang darf gleich noch in einem Werbespot für die Firma auftreten. Mängel, die wir noch gar nicht entdeckt hatten, werden aus Kosten der Firma behoben. Da ist sogar ein vermutlich ziemlich teures Radio dabei…
Der Captiva hat zwar schon eine Dash Cam, aber die ist anno dazu mal und hat einen viel zu kleinen Winkel voraus. Wir fahren in den Laden, der uns schon die Dash Cam in den Mietwagen eingebaut hat und lassen uns das Luxusmodell aufschwatzen mit Rückfahrkamera etc etc. Am liebsten wäre mir ja eine rundum Kamera…Die Dash Cam aus dem Mietwagen nimmt er zum vollen Preis zurück, der Einbau der Anlage ist im Preis inbegriffen. Nach zwei Stunden ist alles fertig und tut. Super. Echte Profis hier, denn auch eine Konsole musste getauscht werden.
Dann sehen wir in der Nähe unseres Grundstückes ein Haus zum Mieten. Erstbezug. Ich bitte Bow darum, da doch einfach mal anzurufen. Kurz danach können wir uns das innen anschauen. Passt. Ab Dezember sind wir drin. Wir werden noch eine Klimaanlage ins Schlafzimmer einbauen lassen, die Hälfte der Kosten trägt der Vermieter, indem er den Mietpreis reduziert. Das Haus kostet nun ca 135 Euro, 3 Räume, 2 Bäder. Plus Strom und Wasser, aber die sind auch in einer ganz anderen Größenordnung als in der ehemaligen Bundesrepublik (heute bunte Republik).
Es braucht noch eine lokale Simkarte, alles nicht so einfach für Ausländer…..Letztendlich nehmen wir vorläufig einen Vertrag, kostet knapp 10 Euro im Monat mit unbegrenztem Internet mit 10 MB/sec und 150 Minuten Telefon. Da gibt es nichts zu meckern! Auch erledigt!
Als letztes steht der Zahnarzt auf der to-do Liste. Bow findet eine private Zahnklinik mit sehr ordentlichen google Bewertungen. Geöffnet ist wie üblich nur abends, denn die Ärzte arbeiten tagsüber im Krankenhaus und abends wird Geld verdient.
Eine Zahnreinigung steht an. Auch nach 4 Jahren haben wir null Probleme mit den Zähnen. Erstaunlich, wenn man bedenkt, wie oft in Deutschland der Zahnarzt ein „Loch“ entdeckt…
Andere Länder, andere Sitten. Zuerst gibt es mal ein Tuch über das ganze Gesicht mit einem kleinen Loch, das über den Mund kommt. Eine gute Idee, so kommt kein Spritzwasser über, würde der Segler sagen, aber ich weiß schon, dass ich so was nicht ab kann und bekomme sofort eine Panikattacke. Ein schlechter Start. Entspannungsübungen sind angesagt….. Damit es los gehen kann, denn ohne das Tuch – geht nicht! Aber es kommt noch besser, der Kopf ist extrem tief gelagert, das Wasser läuft in den Rachen, die Absaugung ist – ja wo denn?? , dauernd muss geschluckt werden, es fühlt sich an wie beim waterboarding (oder so ähnlich). Da reichlich Luft mit geschluckt wird, führt das zum Aufstoßen, das geht aber nur im Sitzen bzw nicht mit Kopf unten….Nach 45 Minuten ist die Folter vorbei. Die nette Zahnärztin, die die Reinigung höchstselbst durchgeführt hat, bestätigt dass es „keine Probleme gibt“ und empfiehlt eine Reinigung und Kontrolle in 6 Monaten. Nun ja, vielleicht versuchen wir doch noch einen anderen Zahnarzt ohne eingebautes Ertrinken bei der Zahnreinigung. Kosten für zwei Personen: ca 53 Euro.
Bow braucht eine neue Brille. Die macht eine Freundin von ihr, eine Optikerin. Leider ist das Ergebnis fragwürdig und Bow ist frustriert: „Ich habe in D drei Mal eine Brille machen lassen ohne Probleme, aber hier…“ Bis morgen gibt es noch eine Ersatzanfertigung. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Das nächste Projekt, das nun noch ansteht, ist die Umschreibung des deutschen Führerscheins in einen thailändischen – möglichst ohne Prüfung. Die übrigens so aussieht, dass der „Prüfling“ auf einem abgesperrten Verkehrsübungsplatz alleine herum fährt und dort anhalten, los fahren und mal einparken muss. Sollte zu schaffen sein…Habe aber keine Lust auf eine Theorieprüfung….
Morgen geht es dann zurück Richtung Krabi und Boot über Trang, wo wir eine in der Schweiz lebende thailändische Freundin von Bow treffen werden.