Irgendwie werden wir nicht fertig. Das Auto muss noch nach Songkhla, es gibt 1000 Kleinigkeiten zum Richten, das Schiff muss nach der Materialschlacht hier in Krabi mit kompletter Neulackierung, Einbau von Teakcockpit und 5 neuen Scheiben im Cockpit, 4 neuen Verbraucherbatterien und neuer Starterbatterie gründlich aufgeräumt werden, alter Kram wird gleich hier entsorgt, denn die Thais können fast mit allem noch was anfangen.
Am Mittwoch vor der Abfahrt kommt Maya, eine junge Deutsche, und verstärkt die Crew bis Sri Lanka. Maya kennen wir schon aus Französisch Polynesien, wo wir sie in der abgelegenen Anaho Baie in Nuku Hiva getroffen hatten und zum Kaffee aufs Boot eingeladen hatten.
In Sri Lanka steigt Maya auf ein anderes Boot um und zu uns kommt Clara an Bord, eine junge Französin. Zu dritt sind die Nachtfahrten deutlich entspannter.
Maya hilft dann auch gleich tatkräftig beim Anschlagen der Segel und allfälligen Putzarbeiten mit.
Das beste Wetterfenster verpassen wir, aber am Freitag schaffen wir es dann doch, nachdem tags zuvor Customs, Immigration und der Großeinkauf mit Hilfe eines Mietwagens erledigt war, loszukommen.
Die Andamanensee hat sehr wechselnde Verhältnisse von Krabi bis zu den Nicobaren mit wahrhaft komischen Strömungen bis fast 3 Knoten gegenan, aber nur sehr kleinräumig. Die Windverhältnisse sind schwach, aber wir haben meist Halbwind, da läuft unser Boot selbst bei nur 8,5 Knoten Wind fast 5 Knoten Fahrt mit allen drei Segeln.
Letztendlich motoren wir oder motorsegeln wir weniger als die Hälfte der Strecke bis zu den Nicobaren. Unzählige Gennaker Manöver, sobald der Wind achterlicher einfällt, gibt es dann auch.
Ab den Nicobaren, die zu Indien gehören, sollte etwas stabilerer Wind sein und die vorgefundenen 12 Knoten Halbwind reichen zu 6 bis 7 Knoten Fahrt, immer noch mit drei Segeln.
Das Bordleben ist super entspannt, alles läuft prima bis auf die Entdeckung, dass beim Anschlagen vom Großsegel Reff 2 und Reff 3 in den vorderen Reffkauschen verwechselt wurden. Nun, kein Problem, so sind Reff 2 und 3 natürlich nicht zu gebrauchen, aber wenn das Segel runter ist, kann umgebaut werden.
Und unser Iridium System funktioniert nicht. Nichts mit Wetterbericht und Berichten von unterwegs. Entweder hat unser Provider unseren Account nicht frei geschaltet oder die Email-Adresse ist nicht mehr gültig oder Iridium braucht ein Firmware Update, worauf eine kryptische Meldung in der App hin deutet. Bis Galle lässt sich daran nichts ändern….
Das Großsegel haben wir nun hoch am Wind kurz eingeholt, die vorderen Reffleinen an die richtige Stelle getauscht und gleich wieder gesetzt. Eine Aktion weniger Minuten. Wenn wir es nicht machen, brauchen wir das Reff 100%…….
Regelmäßig hat es tagsüber ideale Bedingungen mit 10 bis 13 Knoten Wind, nachts schwächelt er leider und dreht auch weiter achterlich in einen schlecht fahrbaren Bereich bei so wenig Wind.
Die letzten 100nm nimmt der Wind deutlich zu, es hat nun permanent 18 bis 23 Knoten Wind, im Groß Reff 1 und Genua Reff 3 läuft das Boot bis zu 9 Knoten anhaltend.
Generell hat sich das Seeverhalten durch das Entfernen der seitlichen Alu- und Gummileisten extrem verbessert. Wir ärgern uns, dass wir 30 000nm „mit“ gefahren sind! Überhaupt läuft das Boot herausragend, wie immer mit herausragenden Schwachwindeigenschaften und bei mehr Wind geht es richtig ab. Insgesamt fahren wir einen Schnitt von 6,7 Knoten auf die gesamte Strecke – trotz extrem schwacher Phasen am Anfang und nachts.
Wir passieren die gesamte Südküste von Sri Lanka nachts. Zuerst hat es Fischer die haben alle AIS, dann kleine Bötchen ohne AIS, dann noch kleinere Bötchen ohne Licht, die schalten nur ein LED Blinklicht ein wenn man so 200m entfernt ist. Immer wieder passieren wir ein Boot in wenigen Metern Entfernung. Da wir aber mittlerweile im Windschatten der Insel unter Maschine fahren, ist ausweichen leichter möglich.
Zwei Mal versuchen Fischer mit AIS nachts eine Kollision zu verursachen, indem sie ihren Kurs bei Ausweichmanövern unsererseits immer mit ändern, damit die Kollisionssituation bestehen bleibt…Ich weiß nicht, welche kranken Gehirne da an Bord sind, wahrscheinlich wollen sie „neues Boot von ausländische Mann“?
Drastische Manöver im letzten Moment verhindern den Crash. Noch bevor wir ankommen habe ich von dem Land schon genug….
Gegen 7 Uhr kontaktieren wir Port Control Galle aus 5nm Entfernung. Obwohl bereits alle Papiere vorab geschickt wurden „dürfen“ wir im Hafen noch geduldig warten, bis alles vorbereitet wurde. Nachts einlaufen ist sowieso verboten und auch tags gibt es vor dem Festmachen einen „Sicherheitscheck“, das heißt die Navy fährt einige Runden um das Boot. Offensichtlich haben sie Röntgenaugen, wie so viele Maßnahmen frei von jedem Sinn. Aber seit der Corona Paranoia ist das ja überall üblich.
Am Kai müssen dann noch zu den schon abgelieferten 4 teils mehrseitigen „Gesundheitsfragbögen“ (mit so sinnvollen Fragen wie ob unterwegs ein Arzt besucht wurde) für das Boot nun auch noch individuelle Fragebögen ausgefüllt werden, auf denen das gleiche steht wie auf den generellen. Okay, man will Einreisen und macht jeden Schwachsinn mit.
Trotzdem geht alles sehr zügig und problemlos, Immigration geht ruck zuck und vor allem der Vertreter vom Zoll kommt nur zum Smalltalk und will nicht mal ein einziges Papier!
Maya mustert gleich nach dem Anlegen ab, sie will zu Bekannten, die hier ein Hotel haben.
Das Abfragen der Emails nachdem wir SIM Cards haben, ist weniger spaßig, zum wiederholten Male werden wir von der GEZ belästigt, obwohl wir seit Jahren nicht in Deutschland sind. Mit falschen Behauptungen und kompletten Verdrehungen des geschilderten Sachverhaltes werden „Gebührenbescheide“ über Jahre rückwirkend erlassen. Es ist mir unerklärlich, wie eine derartige mafiaähnliche halbstaatliche Institution überhaupt entstehen konnte in einem funktionierenden Staatswesen. Zur Zwangsfinanzierung der Lügenpropaganda (Corona, Ukraine) und des grün-rot versifften Kulturkampfes (Gengergaga Schwachsinn) der „öffentlich rechtlichen“ ist offenbar jedes Mittel recht.
Ein kurzer Besuch in der Stadt abends, nachdem wir etwas pausiert haben, ist drastisch. Gegenüber dem Chaos hier geht es in Thailand ja geradezu preußisch zu! Motorräder werden laut hupend von Bussen überholt, die verkehrsbedingt trotzdem nicht schneller fahren können und in den Graben gedrängt. Südasiatische Chaos live! Wir werden hier weder Fahrrad noch Motorrad noch Leihwagen fahren!
Ein TukTuk bringt uns zum ATM, es gelingt uns auch hiesige Rupien zu bekommen und so steht einem Einkauf im gut sortierten Supermarkt nichts entgegen. Sogar Gruyere Käse gibt es hier in bester Qualität – zum Preis von Gold natürlich……
Das Wasser im Hafen ist wie die Stadt auch unglaublich dreckig, überall Plastikmüll. Es erinnert etwas an Indonesien.
Eigentlich wollten wir wenigstens einen Tagesausflug ins Hinterland machen. Vielleicht ist es uns auch zu stressig, mal sehen. Wir müssen hier noch zwei Gewinde-Nippel für den Wassermacher organisieren, damit wir den wieder konservieren können. Unterwegs war einer gebrochen vermutlich durch Vibrationen und einen hat der Kapitän beim Anziehen abgebrochen. Plastikteile mit eingebauter Sollbruchstelle am Übergang zum Gewinde, schlicht eine Fehlkonstruktion!
Dann brauchen wir Wasser und Diesel, alles nicht so einfach hier, da der Hafen militärisches Sicherheitsgelände ist und nur mit Passierschein zugänglich. Lieferservice für Food geht – gar nicht!
Bereits für kommenden Donnerstag ist die Weiterfahrt zu den Malediven geplant. Es sind nur 450nm, ca 3 Tage.