Klar, auch wir sitzen fest. In Spanien ist jeder traffico maritimo und das Ein- und Auslaufen aus Häfen verboten. Das ist einerseits verständlich, weil das natürlich für andere sehr schwer zu verstehen wäre, wenn die zu Hause sitzen müssen und da draußen wird herum gesegelt. Es gibt hier nämlich eine drastische Ausgangssperre, die auch massiv kontrolliert wird.
Epedemiologisch spielen die Segler sicher keine Rolle, es sind zu wenige und die haben recht wenige Kontakte dorthin, wo es kritisch ist. Bei Charteryachten mit einfliegenden Crews (aus den Hochrisikogebieten) sieht es natürlich anders aus.
Aber das interessiert natürlich niemand hier und es wird -mit Verlaub- sinnlos übertrieben.
Eine neuseeländische Yacht (aus Valencia kommend, wohl ältere Herrschaften) wurde zunächst rüde abgewiesen, dann wurde er angewiesen, außerhalb der spanischen Hoheitsgewässer zu ankern (??, das geht hier schlicht nicht, dazu sollte die Kette dann mindestens 2000m lang sein), nach längerer Diskussion dann Ankergenehmigung im alten Hafen, aber ohne Erlaubnis an Land gehen zu dürfen.
Ein anderes tolles Beispiel: Unseren schweizer Nachbarn hier wollen morgen zurück fliegen. 3 Leute im Taxi zum Flugplatz. Geht hier aber nicht mehr, nur eine Person im Taxi anscheinend erlaubt, also drei Taxis notwendig. Offensichtlich drehen hier einige durch (oder zocken die Verbliebenen ab).

Wir haben kurz vor dem „Lockdown“ noch die Gelegenheit genutzt, als unser Nachbar zwei Tage auf der Werft war, unseren Kratzer im Antifouling auf Höhe der Wasserlinie, verursacht durch das missglückte Ablegemanöver in Porto Santo, zu reparieren.

Das Boot etwas gekränkt, damit die Schadstelle frei liegt

Um besser an die Schadstelle ran zu kommen, kränken wir das Boot etwas. Dazu spannen wir das Spifall bei Ebbe am Geländer der Marina ab und ziehen mit der Winsch vorsichtig an, schließlich wollen wir vor allem am Rigg nichts kaputt machen.
Wir sind gerade fertig, da kommt auch schon der Marinero daher und meckert, wir sollen das wieder abbauen. Erst später am Tag erkläre ich ihm, wozu das Ganze – da ist er total begeistert ob der Idee!?

Die Tage werden lang. Wir verbessern einige Kleinigkeiten am Boot, so bekommt der Schleppgenerator eine Leine mit Umlenkungen und eine Curryklemme, damit das Ablassen und Anheben während der Fahrt aus dem Cockpit möglich ist.
Dann muss die Sicherungsmutter am Anschlagsbügel der Großschot durchgebohrt werden, damit dort ein Sicherungssplint durchgesteckt werden kann. Die hatte sich nämlich von alleine verabschiedet.

Allerdings gibt es bei uns zur Zeit wirklich nicht so viel zu tun, so ist vor allem der Kapitän häufiger auf der SAMSOL bei unseren französischen Bekannten. Dort funktionieren einige Lichter außen nicht und die Zuleitung zum Dieselgenerator leckt. Zudem ist der Lazybag defekt und musste abgebaut werden. Morgen ist dann der Außenborder dran.
Alles ist kein Problem, der Laden ist gerade mal 50m entfernt – allerdings kann man nichts kaufen, strengstens verboten während der Ausgangssperre. So wäre nun genügend Zeit, alles mögliche zu richten, aber es gibt keine Ersatzteile.

Ich denke, die angeordnete Form der Ausgangssperre hier ist überzogen. Mit Vorsichtsmassnahmen wie Zugangsbeschränkungen in Geschäften oder Lieferservice könnten die absehbaren wirtschaftlichen gravierenden Folgen abgemildert werden. Kleinunternehmer wir der Segelmacher sind arbeitslos, denn die dürfen, da nicht in Unternehmen angestellt, nicht aus dem Haus. Idiotisch! Sollten die Restriktionen, wie wir vermuten, monatelang durchgehalten werden, ist eine wirtschaftliche Katastrophe -nicht nur in Spanien- vermutlich unabwendbar.

Es ist natürlich völlig unabsehbar, wann bzw. ob es überhaupt für uns wie geplant weiter gehen kann. Wir vermuten, dass es bis zu einer relativen Normalisierung der Grenzformalitäten sehr lange dauern wird. Im Moment sind ausnahmslos alle auf unserer geplanten Route liegenden Länder gesperrt.
Uns geht es hier gut, es gibt sicher schlechtere Plätze, um fest zu sitzen, als Lanzarote. Wir können ja immerhin zu den Duschen und zur Laundry sowie zum Supermarkt gehen und auf dem Boot in der Sonne sitzen – bei gut 20 Grad nicht so furchtbar!