„Flatten the curve“ war die Devise, unter der die Wirtschaft lahm gelegt wurde und die Leute zu Hause mehr oder weniger eingesperrt werden. Die Zahl der Infektionen sollte so weit reduziert werden, dass das Gesundheitssystem unter dem zu erwartenden Andrang kranker Menschen nicht kollabiert.  Dann sollte schnell an Impfstoffen gearbeitet werden, die Produktion von Beatmungsgeräten wird hochgefahren, Tests werden entwickelt. Alles schön und recht.
Vielleicht geht es auch eine Nummer kleiner? Lange Zeit wurde das Tragen eines Mundschutzes von der zuständigen Bundesbehörde RKI abgelehnt, da der „Schutz nicht 100 %“ sei. Immerhin hat der Leiter des RKI bei der Pressekonferenz gestern schon mal das Wort „sinnvoll“ in den Mund genommen. Allerdings scheint die Lernkurve sehr flach zu sein.

Warum wird nicht flächendeckend ein Mundschutz vorgeschrieben? In den Kliniken soll der ja schließlich auch die Mitarbeiter schützen. Auch wenn der allgemein erhältliche Mundschutz vor allem davor schützt, dass ein Infizierter das Virus nicht weiter gibt, ist das letztendlich völlig egal – es ist schlicht „wurscht“, ob auf der „Senderseite“ oder der „Empfängerseite“ der Transfer unterbrochen wird! Selbst wenn der Schutz nicht vollständig ist, sondern vielleicht bei 80%  wäre das eine relevante Größenordnung.
Schützt dann noch der Mundschutz auf der „Empfängerseite“ wenigstens ebenfalls zu 80 %, dann sollte ein Restrisiko von noch 4 % insgesamt übrig bleiben.

Und selbst wenn der „Gesamtwirkungsgrad“ nur bei 50 % liegen würde, hätte das allein die Ansteckungen pro Zeiteinheit halbiert. Dazu kommen die Massnahmen wie social distancing, Isolation der Risikogruppen und Testen des medizinischen und pflegerischen Personals.

Das müsste locker ausreichen, um das Ziel „flatten the curve“ oder dann „haltet die Zahl der Neuinfizierten in Grenzen“ zu erreichen – ohne lockdown, ohne Ausgangssperren oder ähnlichem und ohne die Wirtschaft nachhaltig zu ruinieren.

Aber vielleicht ist so eine primitive Lösung für ein Hochtechnologieland nicht cool genug?

Natürlch ist klar, dass es in D nicht plötzlich mehrer 100 Millionen Masken gibt. Aber es wäre schon mindestens zwei Wochen Zeit gewesen, in einer nationalen oder europäischen Anstrengung in eine Produktion einzusteigen. Aber wir haben ja sogar ein amtlich verordnetes Denkverbot hinsichtlich einer Exitstrategie…..

Wir werfen immer mal wieder einen Blick gen Thailand. Da müssten die Zahlen eigentlich explodieren bei der Lebensweise dort, viele auf engem Raum usw.. Zumal Thailand schon sehr früh Infizierte hatte. Tun sie aber nicht. In Thailand war der Mundschutz schon eh und je zumindest in Bangkok verbreitet, heute wird es kaum jemand ohne geben. Ein Zusammenhang? Ich denke schon.

Und noch ein weiterer Punkt: Das Tragen eines Mundschutzes wäre eine Massnahme, die (mit Unterstützung der reichen Länder) auch in den ärmeren Ländern ein Weg sein könnte, die Zahlen im Rahmen zu halten.