Ich habe eine wirklich miese Woche hinter mir! 8 Tage Gleichgewichtsprobleme durch die Tauchaktion zum Rumpf putzen. Ich bin wohl definitiv zu lange kopfüber unter dem Schiff gehangen, um den Rumpf abzuschruben. Mit einer Hand an einem Seil festhalten und mit der anderen Hand putzen…. In Zukunft geht das nur noch in Etappen und mit verbesserter Ausrüstung, sprich Neoprenhaube.

Am Sonntag fahren wir nachmittags raus zum Playa Papagayo, vor allem um den Wassermacher laufen zu lassen (sonst müssen wir den spülen und ev. Konservieren) und -lecker, lecker- Den Holding-Tank (auch Scheiße-Tank genannt) zu reinigen. Die Capitania verdient sich dabei einen Orden, alles ist perfekt, erschreckend was da raus komt, aber am Schluss wird noch mal gespült und – der Inhalt läuft nicht mehr raus! Gerade als wir abends in den Hafen fahren wollen. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes Schei…..

Jetzt sollte ich ja gerade nicht unbedingt tauchen mit einen entzündeten Ohren und Gleichgewichtsproblemen. Schnell zurück zu Rewa zum jungen Franzosen, der schon öfters seine Hilfe angeboten hat, diesmal sagen wir nicht nein und können seine Hilfe wirklich brauchen! Er führt von außen ein Schlauchstück in den Abasserablauf ein und schwupp ergießt sich der Inhalt ins Meer. Das ist „eigentlich“ nur klares Wasser, aber mit „Beimengungen“….. Rewa ist der Held des Tages! DANKE!

Gegen Ende der Krankheitsphase werden wir wieder nervös, ein Wetterfenster scheint sich aufzutun. Wir woll(t)en ja nach Griechenland im Sommer, aber der Weg dorthin ist lang, die verbleibende Saison kurz. Der Wetterbericht verspricht an einem Tag in Böen 45 Knoten… nicht gerade ideale Bedingungen, wenn man angeschlagen ist.
Aus den 45 Knoten werden dann, kurz bevor wir entscheiden müssen, ob wir fahren, 5 Knoten, das bedeutet mindestens 36 Stunden Motor fahren. Das ist nun mal wirklich nicht unser Ding und so lassen wir es.
2 Tage später gegen Freitag sieht es wieder fahrbar aus, aber mit 9 Knoten Wind ist es arg an der Grenze. Zwar läuft unser Boot bei 9 Knoten halbem Wind über 5 Knoten Fahrt, wird es aber deutlich weniger hört der Spaß dann doch auf.

Wir verlassen die Marina nach 8 Tagen wieder und gehen bei den beiden französischen Booten mit Rewa dem Sunnyboy und Philippe und Marie vor Anker. Das dauernde hin und her mit Losfahren oder nicht Fahren nach Norden nervt ganz schön, fit bin ich auch nicht.
So beschließen wir zuerst mal einige Tage nach Lobos zu gehen. Das ist eine kleine Insel an der NO Seite von Fuerteventura. Da dürfen wir hin, da die Insel unbewohnt sein soll.
Der Ankerplatz liegt im Süden der Insel und ist gegen den vorherrschenden Nordwind geschützt. Bei der kurzen Überfahrt nach Lobos hat es aber W-Wind und bei der Ankunft dann sogar kräftigen Süd, einige Boote verschwinden gerade und das verbleibende Boot tanzt wild an der Boje. Philippe will da nicht hin sondern lieber auf die Nordseite der Insel. Da hat es nur Felsgrund, aber der Wind ist sehr schwach und bei 6m Tiefe und 30m Kette sollte nicht viel passieren. Der Anker hält leidlich.

Ankerplatz auf der Südseite von Lobos

Leider bleibt der Wind irgendwann fast aus, dafür kommt Schwell aus NW rein und wir liegen herrlich quer zum Schwell. Nach einer Nacht mit üblem Geschaukele und ständigem Gescharre der Kette an den Felsen schauen wir morgens raus: Philippe ist weg! Zuerst geht der Blick zur Küste, uff, da ist er glücklicherweise nicht! Er ist wohl nachts verschwunden. Später erfahren wir, dass er gar nicht schlafen konnte und beim Anker auf gehen um 3 Uhr morgens hat es wieder seine schon zwei Mal reparierte Ankerwinsch zerlegt. Das ist aber auch wirklich ein Murks das Ding (Lewmar). Philippe hängt an einer Boje in Corralejo/Fuerteventura.

Wir schicken eine WhatsApp an Marie und erfahren, dass der Kapitän zuerst mal ausschlafen muss….

Wir verlegen natürlich auch frühmorgens auf die Südseite der Insel, da ist es herrlich ruhig (da hätten wir auch abends schon hin sollen…) und hier kann man in Ruhe frühstücken, ohne dass die Teetasse vom Tisch fliegt.
Später entschließt sich Philippe, wieder zu uns zu stoßen und an einer Boje fest zu machen. Der Arme hat immer Angst beim Ankern, ich hingegen habe immer Angst an einer Boje. Die Menschen sind halt unterschiedlich.

Die Insel hier ist traumhaft schön. Eigentlich ist die Insel nur ein vulkanischer Steinhaufen mit Minisandstrand, aber die Farben sind wie in der Südsee und das Wasser ist absolut klar.

Am zweiten Tag hier bin ich unter höchsten Vorsichtsmaßnahmen hinsichtlich der Ohren wieder im Wasser, alles geht gut.
Wir Ankern so weit draußn über Sand auf ca 9m, dass es da keine Fische hat. Bei Philippe aber unter dem Boot hat es jede Menge und da hier wirklich (im Naturschutzgebiet!) jeder angelt machen wir das in bewährter Manier auch. Es dauert wieder nur wenige Sekunden, bis eine Dorade anbeißt. Philippe holt noch eine Brasse, dann hat es sich anscheinend herum gesprochen unter den Fischlein, dass das hier ungesund ist und keiner beißt mehr an.

Morgen oder übermorgen geht es noch mal nach Arrecife. Wir brauchen Marmelade vom LIDL, da gibt es die einzige genießbare Marmelade weit und breit mit 75% Fruchtanteil. Alles andere hier ist eine widerliche Zuckerpampe und so lange sich so was vermeiden lässt – vermeiden wir das.

Philippe braucht eine neue Ankerwinsch, mal sehen ob es was passendes gibt.

Ansonsten haben wir den Griechenlandplan aufgegeben – wir kommen zu spät hier weg, es ist zu weit und die verbleibende Saison ist zu kurz. Unsere Pakete mit Ersatzteilen lassen wir uns vermutlich nach Madeira schicken, ist halt zwei Tage zum Hinsegeln. Eventuell geht es danach noch einige Wochen auf die Azoren, von Madeira sind es nur 4 Tage dort hin, oder wieder zurück auf die Kanaren. Zumindest im Sommer hier ist der Wind öfters schwach und ankern ist trotz aller Unkenrufen doch recht unproblematisch möglich, zumindest da wo wir bisher waren.

Im Hintergrund Fuerteventura

Wir genießen zur Zeit die Corona Auszeit: Wir sind an den touristischen Hotspots der Kanaren und da ist – (fast) niemand! Das hat es so sicher seit zig Jahren nicht gegeben und wird es auch vermutlich (hoffentlich) so schnell nicht wieder geben.