Am 30.06. verlassen wir Gran Tarajal gegen 9.00 Uhr und machen uns auf den kurzen Weg nach Morro Jable an der Südspitze der Insel. Die 20 nm bis dahin sollten in 3-4 Stunden erledigt sein.
Es kommt mal wieder anders. Bei teilweise nur 5 Knoten Wind geben wir alles an Segeln, was wir haben und trotzdem meint die Capitania dann nur frustriert, wir würden hier ein „Schneckenwettrennen“ mit unseren französischen Freunden von der Samsol machen.

Sonnenaufgang in Morro Jable
Doppelt ausgebaumt beim „Schneckenwettrennen“

Entlang der Ostküste von Fuerteventura sind wir nun entgegen den Vorhersagen im Windschatten der Insel und wir dümpeln mit 2,5 bis 3 Knoten in der Gegend herum.
Nachdem dann plötzlich der Wind auch noch deutlich auf Ost dreht bergen wir zuerst die Genua und dann den Gennaker weg und setzen dafür das Groß und wieder die Genua. Das war eine gute Idee, denn nach einiger Zeit in üblen Kreuzseen dreht der Wind schlagartig auf NW. Das aber nicht mit ein paar Knötchen, sondern an der Wasseroberfläche sieht man schon, dass da richtig was angerauscht kommt.
Mit bis zu 28 Knoten Wind geht es nun flott ab und wir reffen sogar mal die Genua ein.
Um die Ecke herum kommt der Wind natürlich von „überall“ und wir bergen schnell die Segel weg. Rein in den Hafen und längs an den Steg, den wir schon bei der Inselrundfahrt erkundet haben. An die Mooringleinen auf der anderen Seite wollen wir nicht, das ist supergefährlich da die nicht unter Wasser hängen wie sie sollten sondern teilweise gespannt sind und in der Zufahrt gibt es noch drei kleinere Bojen, wovon zwei bei Flut ganz unter Wasser sind? Da hat man alle Chancn, eine Leine in den Propeller zu bekommen. Wir wollen nachts schon weiter und ziehen deswegen die sichere Variante vor. Durch den auffrischenden Wind hat es noch zu einem Schnitt von 4,6 Knoten gereicht.
Kaum festgemacht ist auch schon die Security da und sagt uns, dass das aber längsseits viel teurer ist… Letztendlich kostet es dann 25 Euro ohne Strom und Wasser gegenüber 8 Euro an den Mooringleinen.

Am nächsten Morgen fahren wir noch in der Dunkelheit um 6 Uhr los. Es soll heute auf den knapp 60 nm etwas weniger Wind haben rüber nach Gran Canaria und wir wollen bei Tag ankommen. Wir setzen direkt an der Hafenausfahrt Segel und es hat ziemlich genau die angekündigen 12 bis 14 Knoten Wind. Nach 20 Minuten ist es aber vorbei mit Wind und das Eisensegel muss wieder ran. Nach weiteren 15 Minuten frischt es wieder auf, wir segeln wieder – und reffen mal ganz schnell die Genua wieder zum großen Teil weg. Es kachelt mit 30 Knoten Halbwind in Fallböen von den Bergen herunter.
Die vorgelagerten Untiefen an der SW Spitze von Fuerteventura passieren wir mit großem Abstand, trotzdem ist es hier bei nur 30m Wassertiefe und Wellen und Strömungen aus allen Richtungen recht ungemütlich. Obwohl es nur 2,5m Schwell hat fangen wir uns eine kräftige Dusche ein, als eine brechende Welle aus 90° gegen die Bordwand rumpelt. 100 l Wasser verschwinden durch die Cockpitentwässerung…..
Der Wind pendelt so zwischen 18 und 25 Knoten, viel mehr als vorhergesagt, und so geht es mit 8 bis 9 Knoten unter Vollzeug flott dahin.
Das Verkehrstrennungsgebiet zwischen Fuerteventura und Gran Canaria hat auf der direkten Linie eine Unterbrechung für den kreuzenden Verkehr (wie wir) und so sind wir kurshaltepflichtig und die Berufsschifffahrt ist ausweichpflichtig. Die „Marvin Star“, ein 260m langer Tanker, kommt uns da aber laut AIS mit einem CPA (closest point of approach) von 60m bis 0,6 nm etwas zu nahe. Ich funke den Tanker, der auch nach Las Palmas will, lieber mal an, und frage wie das Ganze hier von statten gehen soll. Wir sollen weiter Kurs halten und er will knapp hiner uns passieren und danach den Kurs nach Las Palmas ändern.
Gut dass wir das abgesprochen haben, denn optisch sieht das dann weniger gut aus, wenn unser Kurs den Weg des Tankers kurz vor dessen Bug quert…
Bei der Einfahrt nach Las Palmas muss man sich bei der Port Control bei 3 nm Abstand zum Hafen melden. Das ist trotz heftigem Verkehr mit Cargoschiffen und Tankern alles völlig unproblematisch und wir bergen im Hafen die Segel weg und tuckern in die Marina Las Palmas rein an den Reception Pontoon. Da ist zunächst nur für ein Boot Platz, die SAMSOL kommt aber gleich ein halbe Stunde nach uns. Wir verholen etwas, die Marina Dinghis kommen etwas weiter weg und so kann auch die SAMSOL festmachen. Heute haben wir einen Schnitt von 7,2 Knoten vom Ablegen bis zum Festmachen gefahren.
Nachdem die Reception um 16 Uhr wieder öffnet, fahren zuerst wir und dann die SAMSOL an den Pontoon T, wo wir zum ersten Mal mit Mooringleinen fest machen. Das klappt bei Seitenwind super und die Marina Jungs stehen ja auch noch mit dem Dinghi auf Standby.